ANKERSCHMERZ: Der Duschbus GoBanyo ist da!

Ankerherz-Autor Dominik Bloh lebte jahrelang auf den Straßen von Hamburg. Sein Buch „Unter Palmen aus Stahl“ wurde ein SPIEGEL-Bestseller. Die ganze Zeit verfolgte Dominik einen anderen großen Traum: Er wollte einen Duschbus auf die Straßen bekommen. Denn Waschen ist Würde. Nun ist der Traum Realität. Der Duschbus GoBanyo ist da! Lest hier in Dominiks Blog Ankerschmerz, was es für ihn und für viele Obdachlose in Hamburg bedeutet.

„Vor drei Jahren ungefähr habe ich angefangen, Menschen von meiner Idee zu erzählen: Ein Bus, in dem man duschen kann. Jetzt ist er da. Anselm hat damals schon zu mir gesagt:  ,,Wenn der Bus auf die Straße kommt, fahre ich dir den.“ Letzten Montag saßen wir dann zu zweit im Bus und fuhren ihn in unsere Stadt. Es war ein weiter Weg bis hierhin.

Als ich auf der Straße lebte, wusste ich oft nicht,  wo ich mich waschen sollte.  Ich habe immer andere Orte gefunden. In Schulen und Bibliotheken kann man zu gewissen Zeiten für sich sein. In den Nächten am Hauptbahnhof  konnte ich bei „McDonald’s“ auf  die Toilette gehen und  mir Hände und Gesicht waschen. Beim Rausgehen blieb ich immer noch ein bisschen länger an der Tür stehen, für ein bisschen Wärme aus der Lüftung. Sekunden fühlten sich in dem Moment an wie Stunden. Eine warme Dusche, ganz in Ruhe, wird den Menschen so gut tun.

Waschen ist Würde

Meistens musste es schnell gehen. Ich stand in Restaurants auf der Toilette, das Deo in der einen und die Zahnbürste in der anderen Hand. Oft platzten dann Mitarbeiter herein, um einen rauszuwerfen. Manche hatten auch noch Spaß daran, ihr Hausrecht zu nutzen.

In der größten Not geht man auch auf das Bahnhofsklo. Das ist einer der letzten Orte, die man mit Hygiene verbinden kann. Da kann einfach alles sein. Scheiße an der Wand. Kotze im Waschbecken. Manchmal ist da noch jemand. Er ist schon tot, eine Nadel steckt noch in seinem Armen.

Die meiste Zeit hält man sich zentral an belebten Orten auf. Es gibt aber auch die Nächte, in denen man irgendwie in einem Park oder im Grünen landet. Dort gibt es nicht viel außer der Natur. In den Stadtparksee springen und tief in die Büsche  laufen um sich hinzuhocken. Spätestens hier fühlt man sich mehr wie ein Tier als ein Mensch.

Der Duschbus Gobanyo

Schwimmbäder waren mein größter Luxus. Immer wenn ich das Geld für ein Ticket zusammenbekommen habe, bin ich dorthin. Meine Tasche konnte ich in den Schränken einschließen. Ich habe heiß geduscht, mich an den Waschbecken rasiert. Wie überall kann jederzeit jemand hereinkommen, aber es ist einfacher, zu verbergen, was man tut. Mit Handtuch und Sporthose sah ich aus wie alle anderen hier. Ich bin nicht aufgefallen. Ein Stunde konnte ich bleiben. Am Ende habe ich mich frisch gefühlt. Zum Schwimmen war keine Zeit.

Die Straße und das bürgerliche Leben sind zwei Welten. Dadurch, dass die einen angeekelt auf Distanz gehen und  sich andere aus Scham isolieren, entfernen sich diese beiden Welten immer weiter voneinander.  Der Duschbus wird eine Brücke schlagen. Viele Menschen sind immer noch draußen und wissen nicht, wo sie sich waschen sollen. Darum fahren wir direkt dorthin, wo sich die Menschen aufhalten.

Wir ermöglichen den Zugang zu würdevollem Waschen in Ruhe und in Privatsphäre. Niemand kann hereinkommen. Dank der vollausgestatteten Badezimmer hat man einen kompletten Badezimmerdurchgang. Duschen, Toiletten in Keramik, auf die man sich gerne setzt. Waschbecken mit schönen Armaturen und Spiegel – eben so wie in einem richtigen Badezimmer.“

 

Dominiks Buch heißt „Unter Palmen aus Stahl„. Gibt es überall im Buchhandel und hier in unserem Online Buchladen. Das Duschbus-Projekt GoBanyo könnt Ihr hier unterstützen. Und falls Ihr Dominik auf seiner Lesetour erleben möchtet, findet Ihr hier alle Termine. Schaut Euch um!

 

 

 

 

 

 

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