Wales: Die schöne Erinnerung an einen „stillen Helden“ der RNLI

Sie sind Helden, die nicht gerne Helden genannt werden. Seenotretter riskieren ihr Leben, um andere zu retten. Gibt es etwas Größeres? Wir von Ankerherz feiern sie mit unseren Büchern. MAYDAY und ÜBERLEBEN IM STURM sollen Denkmäler zwischen Buchdeckeln sein. Lest diese Kolumne, aufgeschrieben von Ankerherz-Verlagsleiter Stefan Kruecken.

Was ich an den britischen Seenotrettern mag, ist ihrer Bereitschaft, an ihre Helden und deren Taten zu erinnern. In vielen Stationen entlang der britischen Küsten hängen schwarze Tafeln, auf die mit weißer Farbe oder Kreise herausragende Ereignisse festgehalten werden. Datum, Schiff, das Drama in kurzen Worten, Zahl der Geretteten.

Die Retter der RNLI pflegen auch die Erinnerung an Jahrestage, an Rettungen, an Stürme – und an verdiente Mitglieder der Organisation. Sie signalisieren damit Tausenden ehrenamtlichen Retterinnen und Rettern, die jeden Tag bereit sind, für andere Menschen in Not alles zu riskieren: Was ihr tut, wird nicht vergessen. Was ihr unternehmt, ist wichtig. Und es bleibt. Auch viele Jahrzehnte danach.

Erinnerung an Helden

Jetzt erzählen sie wieder eine dieser vermeintlich kleinen Geschichten, die so groß sind.

Sie spielt in Wales, in einem Seebad namens Llandudno, das sich nach dem Genuss von vier Pint einfacher aussprechen lässt. Im August 1953, also vor 70 Jahren, ging Mr Trevor Davies in Rente, der Steuermann.

 

Fotos: RNLI Llandudno || Adobe Stock || Ankerherz Archiv

1893 in Llandudno geboren, ging Davies wie viele junge Männer aus dem Ort auf See. An Bord des dreimastigen Schoners „Mary B. Mitchell“, mit dem Schiefer in europäische Häfen gesegelt wurde. Er stieg zum Vollmatrosen auf und heuerte auf der „Boedicea“ an, auf der er von Australien um das berüchtigte Kap Horn segelte, dem Kap der Stürme (lest HIER das unglaubliche Abenteuer STURMKAP des Kieler Kapitäns Hans-Peter Jürgens).

Mehr als 60 Leben auf See gerettet

Nach dem Dienst im Ersten Weltkrieg kehrte Davies in seine walisische Heimatstadt zurück und engagierte sich als freiwilliger Seenotretter. Er arbeitete ansonsten auf Ausflugsbooten und an der Pier. Im Juli 1939 eilte er einer U-Boot-Besatzung zu Hilfe, die nach einer Testfahrt nicht wieder auftauchte. Es gab nur vier Überlebende. Tage nach dem Unglück kehrte das Rettungsboot zum Unglücksort zurück, um Kränze der See zu übergeben.

Während des Zweiten Weltkriegs suchte die Crew der Seenotretter häufig nach abgestürzten Flugzeugen. In einem schweren Südweststurm im Januar 1944 gehörte Davies zu einer Crew, die Notvorräte zu einem Feuerschiff vor der Küste transportierte. Nach wochenlangem, schweren Wetter drohte die Besatzung zu verhungern.

Als Trevor Davies im August 1953 nach mehr als vier Jahrzehnten in den Ruhestand ging, hatte er insgesamt mehr als 60 Leben auf See gerettet. „Ein stiller Held unserer Station“, schreiben die Seenotretter von Llandudno in einem Nachruf. Seine Enkelin übergab nun seine Mütze und einige Stücke aus Familienbesitz.

Ich mag solche Erinnerungen. Ich liebe solche Geschichten. Gutes bleibt.

 

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