KÄPT`N COOL – alte Kapitäne sind einfach die Lässigsten
Eine Eigenschaft, die ich an „unseren“ alten Kapitänen aus den Büchern Orkanfahrt & Wellenbrecher so mag: die Gabe, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen und über sich lachen zu können. Als wir einige fragten, ob sie Lust hätte, mit einer Sonnenbrille zu posieren, die einen Anker auf dem Bügel hat, sagten die alten Herren sofort zu.
„Jong, wenn die Brille gut aussieht, mook wie dat.“
Ja, die Brille sah gut aus. Der Fotograf Nilz Böhme setzte die Kapitäne dann in Szene, wofür wir quer durch den Norden reisten. Einige Aufnahmen nahm er im Fischereihafen von Cuxhaven auf, andere in Kiel, nahe der Schleuse von Holtenau. Natürlich wurde auch der Hamburger Hafen ein Motiv.
Hier stellen wir Euch vier Kapitäne vor und erzählen kurz Ihre Geschichte.
Kapitän Charly Behrensen, Fischer, Cuxhaven
Kapitän Charly Behrensen, Jahrgang 1938, war der Sohn einer Fischerfamilie in Cuxhaven. Sein Vater und seine drei Brüder fuhren ebenfalls zur See – sein Bruder Uwe starb, als er in einem Sturm über Bord gerissen wurde. Charly fuhr 43 Jahre zur See, lange Zeit als Kapitän eines Trawlers auf dem Nordatlantik. Bekannt war Charly für seinen besonderen, schwarzen Humor. Seine Geschichten von Eisbären, die er mit Zwiebeln kampfunfähig machte, waren ebenso Legende wie maßloses Seemannsgarn. In unserem Buch „Orkanfahrt“ erzählt er verrückte Stories von Schlägereien, Matrosen außer Rand und Band und dem „Handtaschengeschwader“ von Cuxhaven. Er hatte fünf Kinder. Charly starb im April 2016. Wir vermissen ihn.
Kapitän Hans Peter Jürgens, Kap Hornier, Kiel
Vor Kap Hoorn, 1939: Seit Wochen kämpft die Besatzung der Viermastbark „Priwall“ gegen schwere Stürme. Als der Großsegler aus Hamburg in Valparaiso festmacht, beginnt für den 15-jährigen Schiffsjungen Hans Peter Jürgens eine Irrfahrt durch eine Welt im Krieg. Er arbeitet als Schiffsbauer in Chile, überlebt ein Lager im afrikanischen Dschungel und füttert Bären an Kanadas Großen Seen. Nach sieben Jahren kehrt er zurück ins zerstörte Deutschland – doch seinen Traum, Kapitän zu werden, gibt er nicht auf…
Diese unglaubliche Geschichte erzählt Jürgens in unserem Buch „Sturmkap“, eingelesen als Hörbuch von Axel Prahl. Jürgens, Jahrgang 1924, gilt als einer der besten Marinemaler unserer Zeit. Er lebt in Kiel.
Kapitän Manfred Schleiff, Hamburg
Kapitän Klaus Gerber, Fischer, Cuxhaven
Kapitän Klaus Gerber, Jahrgang 1942, wurde in Berlin geboren. Seine Mutter starb bei der Geburt. Er wuchs bei einer Tante auf und überlebte einen Bombenangriff, nach dem er drei Tage lang unter den Trümmern eines Hauses verschüttet war. Inspiriert von einem Groschenroman heuerte er auf einem Trawler an. Gerber machte 1971 sein Kapitänspatent und fuhr bis zu seiner Pensionierung für die Reederei „Nordsee“. Er ist verwitwet und Vater von zwei Kindern. Gerber lebt in einem Dorf in der Nähe von Cuxhaven. In „Wellenbrecher“ erzählt er erstmals vom Untergang des Kutters München, der 1963 vor der Küste Grönlands 27 Fischern das Leben kostete. Gerber ist einer der Überlebenden.
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