STRANDGUT KOKAIN – Pakete auf Norderney und Borkum angespült

Es klingt wie die Handlung eines durchsichtigen Fernseh-Krimis, doch es ist wahr: Koks-Alarm an den Stränden von Borkum, Baltrum und Norderney! Elf Päckchen, die Ende April auf den Inseln angespült wurden – eingewickelt in schwarze Folie und so groß wie Ziegelsteine – waren gefüllt mit Rauschgift. Strandgut Kokain: Das ergab nun die Analyse der Polizei. Die Ermittlungen, woher das ungewöhnliche Strandgut kommt, laufen auf allen Zylindern. Ein Gramm Kokain hat einen Straßenverkaufswert von 80 Euro – es kommen pro „Ziegelstein-Paket“ also mehrere tausend Euro zusammen.

Strandgut Kokain – die Ermittlungen laufen

Die Staatsanwaltschaft in Aurich hat aktuell ein Wirkstoffgutachten in Arbeit. Mit der chemischen Analyse will man prüfen, ob es einen Zusammenhang gibt zu Drogenpakete, die an der belgischen Küste angespült wurden. Anfang April hatte die Polizei dort mehr als eine Tonne (!) Kokain in zwei Dutzend Sporttaschen aus der Nordsee gefischt. Marktwert: ein dreistelliger Millionen-Betrag.

 

„Breaking Bad“ in Ostfriesland

Wer nun „Breaking Bad“ auf den ostfriesischen Inseln spielen möchte, sollte es sich lieber gut überlegen: Die Polizei warnt davor, weitere Pakete einzusammeln. Sollte man beim Strandspaziergang Schnee in Plastik finden, muss man ihn abgeben. Sonst macht man sich strafbar. Uns erinnert die Geschichte an eine Episode aus dem Buch „Sturmwarnung“ von Kapitän Schwandt. Nach seiner Zeit auf See war er Chef des Hamburger Wasserzolls und jagte Drogenschmuggler. Hier ein Auszug aus dem SPIEGEL-Bestseller:

„Als ich nach einigen Jahren Leiter der Behörde war, gehörte auch die „Schwarze Gang“zu meiner Crew. Der Name stammt aus England, weil die Kollegen dort in schwarzen Overalls die Schiffe filzten und bei Seeleuten gefürchtet waren. Wegen meiner Vergangenheit wusste ich genau, wo an Bord zu suchen war. Zigaretten und Schnaps, für den Eigenbedarf, haben wir zwar konfisziert, aber was uns mehr interessierte, waren große Mengen Kokain und Heroin. Frachtschiffe aus Mittelamerika und Westafrika, die im Namen die Silbe „Rio“ trugen, gehörten zu unseren beliebtesten Kunden. Die Verstecke waren raffiniert: Eine Zeitlang war es Mode, den Stoff in blaues Plastik eingeschweißt, am Eisen der Ankerkette anzubringen. Was für die Schmuggler den Vorteil hatte, dass sie die Waren, wenn sie ihnen zu heiß wurde und sie fürchteten aufzufliegen, schnell in der Nordsee oder der Elbe entsorgen konnten. Einmal ist das auch passiert – und der Einsatz sorgte noch einige Zeit später für Heiterkeit bei den Kollegen. Die Haschisch-Päckchen, die über Bord geworfen wurden, schwammen oben auf dem Wasser. Wir brauchten sie nur aufzufischen.

Heroin in Mehltüten

Planten wir die Durchsuchung eines verdächtigen Frachters, mussten wir zügig und wachsam vorgehen. Schnelle Boote begleiteten das Schiff, um sicherzustellen, dass nichts übergeben wurde; auf dem Deich fuhren Autos nebenher. Sobald das Schiff an der Pier festmachte, stürmten wir überfallartig an Bord. Die Mannschaft setzten wir in der Messe fest – und dann begannen wir damit, jeden Winkel des Schiffes zu untersuchen. Wir sahen in der Maschine nach, in allen Kammern natürlich, sogar in den Tanks. Unsere Maschinisten sahen genau hin, ob sie eine frische Schweißnaht entdeckten. Die Aussicht auf die enorme Gewinnspanne des Rauschgifts machte die Schmuggler sehr kreativ: Eine Mehltüte mit Heroin hatte schon damals den Wert einer Eigentumswohnung.“

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