Nordlichter, „Hygge“ und Nordatlantik – mit der Fähre nach Island
Nordlichter, „Hygge“ und Nordatlantik. Wieder sind wir mit der Fähre nach Island gefahren. Die Skua-Tour 2019 ist zu Ende. Es war eine ganz besondere Reise. Von Stefan Kruecken, Ankerherz. // Titelfoto: Andree Kaiser.
Ich liege in der Koje, während ich diesen Text schreibe. Der Wind pfeift, der Nordatlantik rauscht, und wenn der Bug der Norröna eine größere See bricht, gibt es einen Schlag, der das Bett leicht erzittern lässt. Die große Fähre schaukelt und rollt in der grauen, blauen, schweren See. Es ist Winter auf dem Nordatlantik. Ich weiß, dass ich das alles schon bald wieder vermissen werde. Morgen früh laufen wir den Endhafen an.
Die Skua-Tour 2019 auf der Fähre nach Island geht zu Ende.
Es fällt schwer, herauszugreifen, was diesmal so besonders war. Polaroids einer Reise in den Norden: Die Abendstimmung am Holm of Skaw vielleicht, wo der Wind über das Deck fegte und es bei allen Endorphinschübe gab, als die das Feuer des Leuchtturms von der Klippe über die See glitt. Die stille Poesie an einem kalten Morgen im Hafen von Torshavn, dieser sympathischen kleinen Stadt mit den bunten Häusern, wo der Fisch direkt neben dem Booten im Hafen zum Trocknen hängt. Die Magie der Kirche von Kirkjubøur, einer der ältesten Siedlungen der Färöer und ein Ort, an dem es keine Zeit zu geben scheint, nur grauen Felsen und den kalten Ozean.
Dann die Weiterfahrt Kurs Norden, durch die Fjorde der Färöer, eingehüllt in so dichten Schnee, dass es einem an Deck vorkam wie ein Flug durch ein weißes Märchen. Die Sturmnächte an Bord, wenn sich das Schiff hob und senkte und rollte und stampfte und die Gruppe gemeinsam die Singnotrettungsübung sang, mit Ben am Akkordeon und alten Seemannsliedern. Fünf Meter Wellengang, mehr war es diesmal nicht, wofür die Seekranken bestimmt dankbar waren.
Mit der Fähre nach Island
In Seydisfjördur, dem Fjord der Feuerstelle, verbrachten wir Stunden in einem Künstler-Café, für die das Wort „Hygge“ erfunden wurde. Wir aßen den köstlichsten Fisch Islands in einem Restaurant, das extra für uns öffnete und wanderten zur einer Hütte, die so auch in den Alpen stehen könnte.
Die Rückreise durch die Inseln der Färöer war so beeindruckend, dass ich mich manchmal kneifen musste, um zu glauben, was ich sah. Ein Land der Riesen, der gewaltigen Felsen, darin gefrorene Wasserfälle, ein kleines Dorf, direkt an die Wellen gebaut. Immer wieder Schnee über dem Ozean, dunkle Wolken, durch die Sonne brach, ein Licht, wie es dies nur im Norden gibt. Ein Licht, das süchtig macht.
Nordlichter über dem Schiff
Und dann die Nordlichter, noch so ein Geschenk. Ein Himmel voller grüner Magie, festgehalten von den Fotografen der Gruppe. Eine freundliche Gemeinschaft, für die es Miteinander gab, gegenseitige Rücksichtnahme und Freundlichkeit. Menschen, die das Meer lieben, auf einer gemeinsamen Reise. Ohne Kreuzfahrt-Schischi, aber mit besonderen Momenten in der Natur und Begegnungen an Bord.
Vielleicht waren auch gar nicht die spektakulären Ereignisse das Besondere, sondern die kleinen Dinge. Morgens an Deck treten, den kalten Wind im Gesicht spüren. Mit einem Kaffee auf diese weite Landschaft aus Wellen und Gischt sehen, die sich jeden Augenblick verändert und für mich das schönste Gemälde der Welt ist. Der Nordatlantik, er war freundlich zu uns, auch auf dieser Reise.
Wir kommen wieder.
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