DLRG-Statistik: 417 Menschen ertranken 2019 in Deutschland

Im vergangenen Jahr sind in Deutschland mindestens 417 Menschen ertrunken. Dies gab die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) am Donnerstag in München bekannt. Die meisten starben nicht in der Nordsee oder Ostsee – sondern in Binnengewässern.

„Flüsse, Seen oder Kanäle sind nach wie vor die größten Gefahrenquellen“, sagte Achim Haag, Präsident der Wasserretter. In Binnengewässern verloren mindestens 362 Männer und Frauen ihr Leben. Das sind rund 87 Prozent der Opfer. Grund: Nur vergleichsweise wenige Gewässerstellen werden von Rettungsschwimmern bewacht. Das Risiko, dort zu ertrinken, liegt deshalb um ein Vielfaches höher als an Küsten oder in Schwimmbädern.

Haag kritisierte bei der Vorstellung der neuesten Zahlen Städte und Landkreise. Diese täten nicht genug für die Sicherheit der Menschen. „Die DLRG könnte mit Gefahrenexpertisen und Rettungsschwimmern viele Gefahrenstellen entschärfen“, sagte Haag.

Zahlen für Nordsee und Ostsee

Erfreulich: Die Anzahl der Opfer ist 2019 trotz der Hitzewellen um 17,3% auf 417 zurückgegangen. Was am Wetter lag: Trotz der Temperaturrekorde gab es einige Tage mit kühlen Temperaturen und starken Unwettern.  „Der Wettergott hat uns in die Karten gespielt“, kommentierte der DLRG-Präsident das Ergebnis. Wie sich schönes Wetter auswirken kann, zeigten die Monate Juni, Juli und August: 237 Männer, Frauen und Kinder ertranken in diesem Zeitraum. Das ist mehr als die Hälfte der tödlichen Wasserunfälle des gesamten Jahres.

Die tödlichen Unfälle an Nordsee und Ostsee haben sich im Vergleich zu 2018 um zwei Fälle reduziert. An den Küsten zwischen Borkum und Usedom starben 23 Menschen. Fünf in der Nordsee, 18 in der Ostsee, davon viele beim Segeln oder Angeln. Deutlich gesunken sind die Todesfälle in Schwimmbädern. 2019 verzeichnete die DLRG-Statistik elf Opfer (2018: 29) in Frei-, Hallen- und Naturbädern. In privaten Swimmingpools ertranken zwei Menschen.

Neue Aufklärungskampagne der DLRG

Kinder und junge Menschen sind besonders gefährdet. 17 Kinder (2018: 15) im Vorschul- und acht (elf) im Grundschulalter kamen im Wasser ums Leben. DLRG-Chef Haag schlug deshalb Alarm: Immer weniger Kinder können schwimmen! Was auch daran liegt, dass immer mehr Bäder in Deutschland schließen. „Diese Entwicklung ist alarmierend. 20 bis 25 Prozent aller Grundschulen bieten keinen Schwimmunterricht mehr an, weil ihnen kein Bad zur Verfügung steht und ausbildende Verbände wie die DLRG haben lange Wartelisten von ein bis zwei Jahren für einen Schwimmkurs. Mehr als jeder zweite Grundschulabsolvent ist kein sicherer Schwimmer mehr.“ Die DLRG startet eine neue Aufklärungskampagne. „Sicheres Schwimmen“ fordert Eltern, Lehrkräfte und Schwimmtrainer auf, ihren gesellschaftlichen Auftrag, Kindern das Schwimmen zu lehren, ernst zu nehmen

Eine besondere Risikogruppe stellen weiterhin Flüchtlinge. Im vergangenen Jahr ertranken 27 Asylsuchende, die so gut wie alle Nichtschwimmer waren. Die DLRG hat ihre Baderegeln in über 25 Sprachen übersetzt sowie Piktogramme der Baderegeln zum kostenlosen Nachdruck entwickelt und den Kommunen wie auch Gliederungen der DLRG zum Download zur Verfügung gestellt. Zum Download der Materialien geht es hier.

Die meisten Toten in Bayern

Wie in den Vorjahren ertranken die meisten Menschen in Bayern. Dort kamen 95 Personen ums Leben – sieben mehr als im Jahr zuvor. Auf Rang zwei rangiert Nordrhein-Westfalen mit 65 Todesfällen. In Niedersachsen, flächenmäßig zweitgrößtes Bundesland, starben 51 Menschen.

Hintergrund über die DLRG: Die DLRG ist mit rund 1,8 Millionen Mitgliedern und Förderern die größte Wasserrettungsorganisation der Welt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1913 hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. Von 1950 bis 2018 hat sie über 22,5 Millionen Schwimmprüfungen und fast fünf Millionen Rettungsschwimmprüfungen abgenommen. Ehrenamtliche Helfer leisten pro Jahr über zehn Millionen Stunden freiwillige Arbeit. Über 45.000 Mitglieder wachen jährlich weit mehr als drei Millionen Stunden über die Sicherheit von Badegästen und Wassersportlern.

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