Seemannsdiakon Sturm: Die Sache mit der Roten Ampel
Seemannsdiakon Sturm: Die Sache mit der Roten Ampel. Jede Woche schreibt Fiete Sturm, Seemannsdiakon von Hamburg-Altona und Leiter der Seemannsmission an der Großen Elbstraße, eine Kolumne für den Ankerherz Blog. In dieser Folge geht es um die Rote Ampel und die Frage, wie man in einer seltsamen Zeit psychisch auf der Höhe bleibt.
Ich habe mir am Dienstag die Nacht mit der Präsidentenwahl in den USA um die Ohren geschlagen. Und ich kann euch sagen: Das war kein Vergnügen! Also politisch interessierter Mensch mit einem sozialen Gewissen haben mir Trumps undemokratische und kleinkindhafte Aussetzer mal wieder den Hals anschwellen lassen.
Nicht viel besser war es, als ein AfD-Abgeordneter namens Georg Pazderski behauptete, dass das Sea-Eye Rettungsschiff „Alan Kurdi“ den Attentäter von Nizza nach Europa „geschleust“ hätte. Eine Verdrehung der Wahrheit, gegen die sich Sea-Eye inzwischen auch juristisch wehrt. Oder dass Pfarrer Dreher schrieb, man könne als Christ Menschen ertrinken lassen (worauf ich ihm in einem Offenen Brief antwortete: „Jesus würde sich schämen„).
Es gibt Tage, an denen kommen mir zu viele blutdruckfördernde Berichten und Nachrichten unter. Dann frage ich mich automatisch, ob es denn in meinem Leben mehr negatives als positives gibt. Hier kommt mir dann schnell wieder ein Beispiel aus meiner Ausbildungszeit unter: der Rote-Ampel-Effekt.
Im Fach Medienpädagogik hatte das meine Dozentin damals recht schlicht beschrieben: Wenn du mit dem Auto fährst und es eilig hast, dann gibt es Tage, an denen du problemlos über viele grüne Ampeln fährst. Du nimmst sie nicht mal wirklich wahr. Aber die eine, die rote Ampel, die bleibt dir im Gedächtnis. Weil sie dich aufregt und dir den Tag versaut.
Kleinigkeiten gegen die Rote Ampel
Dieses recht simple Beispiel hilft mir immer wieder, mich runterzukochen. Ich mache mir dann klar, was für schöne Dinge es in meinem Leben gibt. Klingt vielleicht erst mal nicht sonderlich spannend oder augenöffnend, ist aber ungemein wichtig für meine psychische Hygiene.
So fuhr ich mit Kollegen z.B. mit den kiribatischen Seeleuten, die aktuell bei uns festsitzen, zu einem Ausflug in den Wildpark „Schwarze Berge“ im Süden von Hamburg. Zu sehen, wie sie es genossen, mal aus ihren Zimmern zu kommen und ihnen unbekannte Tierarten kennenzulernen, das war eine Wohltat für meine Seele.
Unser Seemannshund Bami
Auch unser Hund „Bami“ schafft es ein ums andere mal, mit kleinen Verrückheiten den grauen Alltag zu erhellen. Dann ertrage ich auch die ätzenden, roten Ampeln wieder viel besser.
Was sind eure Lichtpunkte im Alltag? Antwortet doch gerne in den Kommentaren der Facebook-Seite von Ankerherz mit einem Foto, einem .gif oder einem Wort/kurzen Satz. Lasst uns etwas an der Freude der anderen Anteil haben!
Aus dem Hamburger Hafen,
euer Fiete Sturm
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