Was wirklich zählt – von den Helden der See
Was wirklich zählt. Unser neues „Kleines Buch vom Meer“ widmen wir den Helden der See. Hier lest Ihr einen exklusiven Auszug. Das Buch über die Helden der See gibt es ab sofort überall im Handel und hier bei uns im Online Buchladen.
Während wir an diesem Buch recherchieren und schreiben, erreicht uns eine traurige Nachricht aus den Niederlanden. Ein Seenotretter ist gestorben, er hieß Japp Pronk und arbeitete auf der Station Scheveningen bei Den Haag. Er wurde 66 Jahre alt.
Was in der Mitteilung der Seenotretter steht, beeindruckt uns zutiefst. Zu 1896 Rettungen ist Jaap Pronk im Laufe der Jahre auf die Nordsee hinaus gefahren, oft im Sturm und in schwerer See. „Viele Rettungen fanden unter schwierigen und riskanten Bedingungen statt“, schreiben die Seenotretter. Jaap hat immer die Interessen von Menschen in Not über seine eigenen gestellt.“
Jaap Pronk half 2675 Menschen in Seenot. 2675! Was für eine unglaubliche Zahl.
Ein ganzes Dorf hat der Seenotretter Pronk mit seiner Courage aus den Wellen gerettet, und wenn man davon ausgeht, dass jeder dieser Menschen Familie hat oder vielleicht noch eine Familie gründete, dann hat sein Mut das Leben vieler tausend Menschen in eine andere Richtung gelenkt. Er hat vielen Menschen Leid und Unglück erspart.
Eine Würdigung der Helden der See
Doch es gibt nicht viele Google-Treffer, wenn man mehr über den Mann Jaap Pronk erfahren möchte. Man findet wenig über ihn, eigentlich so gut wie nichts, und wenn, dann erschienen die Beiträge nach seinem Tod. Ein paar Meldungen existieren und ein kurzer Bericht der Lokalzeitung. Der Redakteur will im Interview wissen, ob sich Pronk als Held fühle?
„Held, wieso Held? Das sind tote Menschen“, erwiderte Jaap Pronk.
Über „Helden“ wird gerne und häufig geschrieben in unserer Zeit. Helden, das sind auch Leute, die eine Pizza unfallfrei ausfahren. Helden versenken Elfmeter oder verkaufen Teppiche und in einem Supermarkt-Regal entdeckte ich vor kurzem eine krumm gewachsene Möhre mit dem Werbe-Hinweis „Bio-Held“.
Unter dem Begriff des Helden lässt sich so ziemlich alles gut verkaufen, denn jeder möchte mit Helden zu tun haben. Je unruhiger und unübersichtlicher die Zeiten sind, desto größer ist der Bedarf nach Helden.
Es gehört Mut dazu, auf See zu gehen
Das Seltsame ist nur: Echte Helden, die im Alltag anderen aus der Klemme helfen, echt und zum Anfassen, spielen eher selten eine Rolle. Helden, wie sie von der Redaktion des Duden definiert werden: Held, /Héld/, Substantiv, maskulin [der]: „Jemand, der sich mit Unerschrockenheit und Mut einer schweren Aufgabe stellt, eine ungewöhnliche Tat vollbringt, die ihm Bewunderung einträgt.“
Menschen wie Jaap Pronk, das sind für uns von Ankerherz echte Helden. Was gibt es Größeres, als einen anderen, den man nicht kennt, aus höchster Not zu retten? Und dies draußen auf See, also in einer Umgebung, die keine Fehler verzeiht?
Dieses Buch ist der dritte Band der Reihe Kleines Buch vom Meer. Nach Inseln und Leuchttürmen widmen wir uns den Helden der See.
Stürme, Monsterwellen, Fallwinde
Es gehört Mut dazu, sich auf das Meer zu wagen. Es braucht Courage, die Ozeane zu befahren, damals noch mehr als heute. Es ist auch heute noch eine Herausforderung, sich dieser lebensfeindlichen Welt weit draußen zu stellen. Menschen haben auf See eigentlich nichts verloren, vor allem dann nicht, wenn das Meer wütend wird. Stürme, Monsterwellen oder Fallwinde sind die natürlichen Gegner jedes Seemanns.
Wir möchten dieses Buch Menschen widmen, die Großes für andere Menschen geleistet haben. Die Leben gerettet oder Leben verbessert haben. Menschen, die anderen ein Beispiel sind und vielleicht sogar ein Vorbild. Menschen, die mit ihrem Mut Grenzen verschoben.
Einige Namen sind gewiss bekannt, wie einige Entdecker oder Seehelden, deren Legende weiter getragen wird. Wir erzählen aber auch von Lilian Bilocca, Arbeiterin in einer Fischfabrik von Hull in England, die nach dem Tod ihres Mannes für mehr Sicherheit auf Trawlern kämpfte und dafür bestraft wurde. Wir erzählen von einem Kapitän, der sein Schiff in der unmöglichsten Lage nicht aufgeben mochte und den Ruhm, der darauf folgte, ablehnte.
Darling, Bilocca, Störtebeker
Wir erzählen von Grace Darling, Tochter eines Leuchtturmwärters, die zu einer Ikone ihrer Zeit wurde. Wir berichten von einem Regattasegler, der umkehrt und gegen den Sturm zurück segelt, um einen Konkurrenten in Not zu helfen. Wir sind bei den Helden unserer Zeit, den Seenotrettern, an der deutschen Küste und auf dem Mittelmeer. Wir beleuchten eine Legende namens Störtebeker und sind an Bord einer deutschen Expedition ans kalte Ende der Welt.
Der schwierigste Teil unserer Arbeit war es, manche Helden zum Reden zu bewegen. Zum Beispiel Kapitän Hritz aus Bremerhaven, einem Hochseefischer, der selbst die dramatischsten Geschichten ganz lapidar erzählt. Sein Beruf ist hart. Sein Arbeitsplatz auf dem Nordatlantik gefährlich. Doch um jeden Preis möchte Kapitän Hritz vermeiden, angeberisch zu klingen.
Vielleicht liegt es auch daran, dass die wahren Helden selten auftauchen.
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