Vor 110 Jahren fuhren die Seenotretter erstmals Motorrettungsboot

War das damals eine Erleichterung für die Seenotretter. Vor 110 Jahren gab es den ersten Einsatz mit einem Motorrettungsboot. Auf der Ostsee, von der Station in Laboe. So vieles hat sich seither geändert – doch ein wichtiger Punkt ist immer gleich geblieben.

Wer damals bei den Seenotrettern Leben rettete, brauchte starke Arme. Die Männer ruderten in offenen Booten in die Brandung und auf See hinaus. Alleine die ersten Meter der Rettung wurden zum gefährlichen Abenteuer. Bis „Oberinspector Pfeifer“ kam. So hieß der Neubau, zehn Meter lang, knapp drei Meter breit. Das Boot trug zehn Mann Besatzung. Neben dem Motorantrieb war weiterhin Platz für acht Ruderer. Sicher war sicher.

Petroleum speiste den Zweizylindermotor. Für den Anlasser führten die Retter einen Kanister Benzin mit. Mit der Namengebung würdigte die DGzRS übrigens den Bremer Georg Pfeifer (1848-1910), der ab 1885 rund 25 Jahre lang ihr Oberinspektor war und die Motorisierung der Rettungsflotte maßgeblich vorangetrieben hatte.

Erster Einsatz im Motorrettungsboot

Die Entscheidung, motorisierte Rettungseinheiten bauen zu lassen, glich zu Beginn des 20. Jahrhunderts einer technischen Revolution. Bis dahin hatten Dampf- und Motorkraft von Schleppern nur in Einzelfällen geholfen, die geruderten oder gesegelten Rettungsboote der DGzRS bei zu starker Strömung und Gegenwind in die Nähe des Einsatzortes zu befördern. Pferdegespanne transportierten die Boote aus den Schuppen zum Strand.

Bereits im Jahr rettete die Crew der Oberinspector Pfeifer zwölf Menschen aus Seenot. Die ersten Erfahrungen der Besatzung waren – das erstaunt kaum – extrem positiv: „Das Boot und der Motor bewährten sich in der schweren See vorzüglich, auch lief das in der Brandung übergenommene Wasser gut wieder ab“, berichtete der Vormann der Station Laboe.

Nur zwei Jahre später verfügte die DGzRS über 14 motorisierte Rettungsboote. Stationiert waren sie in den wichtigsten Punkten der Nord- und Ostseeküste. Nach dem Ersten Weltkrieg folgten halbgedeckte Motorrettungsboote, angetrieben von zuverlässigen Dieselmotoren. In den 1950er-Jahren begann dann die Entwicklung schneller Seenotrettungskreuzer mit Tochterboot.

Keinen Cent Steuergelder

Jüngster Neubau der Seenotretter ist aktuell der noch ungetaufte Seenotrettungskreuzer SK 41, Station Grömitz. Welch ein Vergleich zu Oberinspector Pfeifer. 15 PS Leistung mit maximal 6,5 Knoten gegen 4.000 PS und 24 Knoten Fahrt. Eines blieb immer gleich. Wie die gesamte Arbeit der DGzRS wurde auch ihr jüngster Neubau durch Spenden finanziert, ohne jegliche staatlich-öffentliche Mittel zu beanspruchen.

Fotos: Das erste Motorrettungsboot der DGzRS, die OBERINSPECTOR PFEIFER, im Einsatz auf der Kieler Förde (Archivfoto: Die Seenotretter – DGzRS). Neuester Stand der technischen Entwicklung bei der DGzRS: SK 41 für die Station Grömitz gehört zur 28-Meter-Klasse. (Foto: Die Seenotretter – DGzRS)

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