Ankerherz History: Als Charles Darwin die Seekrankheit entdeckte

Im Dezember 1831 startet in der südenglischen Hafenstadt Plymouth ein kleines Schiff zu einer großen Reise. An Bord der Brigg „Beagle“ ist der junge Naturforscher Charles Darwin. Start einer Vermessungsfahrt, die Wissenschaftsgeschichte schreiben wird – doch mit Hindernissen beginnt…

Die Expedition ist längst startklar, doch Kapitän Robert FitzRoy hat ein Problem. Plymouth, Südengland, im Dezember 1831. Der Wind weht stetig heftig von Westen und drückt die die Brigg „Beagle“ immer wieder zurück in die Bucht. Zwei Mal bricht der Kapitän den Start der Reise deshalb ab. Als es dann kurz nach Weihnachten losgehen soll, gibt es das nächste Hindernis.

Die Crew ist betrunken. Folge eines Weihnachtsgelages.

FitzRoy, der lieber mit einer nüchternen Mannschaft auf See gehen möchte, verschiebt die Abfahrt also erneut. Am 27. Dezember 1831 segelt die „Beagle“ endlich los. Zu einer Vermessungsfahrt, die das 27.43 Meter lange Schiff rund um die Welt führen und Geschichte schreiben soll.

Charles Darwin entdeckt: die Seekrankheit

Mit an Bord ist Charles Darwin, 22, ein junger Naturforscher. Ausdrücklich als Privatperson, die auf Gehalt verzichtet. Dies bietet ihm die Möglichkeit, unabhängig zu sein. Darwin kann jederzeit aussteigen, wenn es ihm beliebt und vor allem: Er muss die gesammelten Exponate nicht staatlichen Behörden übergeben.

Sein akademischer Lehrer John Stevens Henslow, Professor für Botanik an der Universität von Cambridge, hat ihm die Reise vermittelt. Er war zuvor gebeten worden, Kapitän FitzRoy einen Naturforscher zu empfehlen, der den äußersten Süden Amerikas für die Regierung untersuchte. „Ich habe erklärt, dass ich Sie für die am Besten qualifizierte Person halte, die ich kenne“, heißt es in einem Brief an Darwin, den aufstrebenden Wissenschaftler.

Richtung Feuerland und Patagonien

Das erste, was der junge Forscher entdeckt: die Seekrankheit. Sie muss Darwin, der nie zuvor auf See war, übel zugesetzt haben. Einer der ersten Häfen auf der Reise der „Beagle“ soll Teneriffa sein. Doch die Hafenbehörde verbietet der Crew den Landgang. In England ist die Cholera ausgebrochen – und das Risiko, die Seuche auf die Insel zu holen, möchte man nicht eingehen.

Danach aber nimmt die Expedition Fahrt auf und segelt Richtung Feuerland und Patagonien. Die kommenden fünf Jahre werden den Lauf der Wissenschaft verändern. Darwin zeichnet, sammelt, notiert, fischt und forscht. Er untersucht Pflanzen, Tiere, fängt Vögel und Kleintiere. Wo immer es möglich ist, schickt er seinem Mentor Henslow Briefe, der sie Fachjournalen veröffentlicht. Die Wissenschaftskreise des Königreichs sind elektrisiert. Am 2. Oktober 1837 kehrt Darwin in die Heimat zurück.

Die Kirche ist empört

Ein Jahr später beginnt er mit der Veröffentlichung der „Zoology of the Voyage of HMS Beagle“, insgesamt 585 Seiten, 166 meist farbige Tafeln. Ende 1859 erscheint der Band „Über die Entstehung der Arten“. Es soll grundlegendes Werk der Evolutionstheorie werden.

Eine der Thesen Darwins: Tier- und Pflanzenarten verändern sich durch natürliche Selektion im Laufe langer Zeiträume nach dem Prinzip „survival of the fittest“, also „Überleben der Stärksten“. Noch bahnbrechender ist die These, dass alle existierenden Lebewesen von gemeinsamen Vorfahren abstammen.

Kirchenvertreter reagieren empört und wütend. Umso mehr, als Darwin seine Theorie ab 1871 auch auf Menschen anwendet. Nicht ein himmlischer Schöpfer soll alle Arten unveränderlich geschaffen haben? Welch Blasphemie! Während die Wissenschaft Darwin feiert, schlägt ihm in Teilen der Gesellschaft regelrecht Hass entgegen.

Die Evolutionstheorie des Charles Darwin hat sich längst durchgesetzt und wird heute nur noch von religiösen Betonköpfen bestritten. 1996 erkennt auch die katholische Kirche Darwins Deutung offiziell an.

Darwin selbst erlebt den Triumpf seiner Theorien zu Lebzeiten nicht. Er stirbt 1882 im Alter von 73 Jahren.

 

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