Das Loch des Teufels – eine kleine Gruselgeschichte von Jersey
Eine kleine Gruselgeschichte von der Insel Jersey. In dieser Folge von Stefans Geschichten des Meeres geht es um das Loch des Teufels, eine Galionsfigur und, ja: auch um den Proktologen von Vladimir Putin.
Passend zum Verlauf des Jahres mit Corona und russischen Invasionskrieg habe ich im Urlaub auf Jersey doch gleich mal beim Loch des Teufels vorbei geschaut. „Devil’s Hole“ heißt der Ort im Norden der Insel in der Bucht von Saint Malo. Eine Statue des Leibhaftigen steht dort heute in einem Tümpel. Wer sich in der Dämmerung dort verirrt und nichts von der Legende weiß, bekommt garantiert einen satten Schrecken.
Devil´s Hole auf Jersey
Die Geschichte beginnt in einer stürmischen Nacht im Oktober 1851. Das französische Schiff „La Josephine“ zerschellt auf die Klippen. Durch den Mut eines Insulaners namens Nicolas Arthur, der zur Rettung eilt, ertrinkt nur ein Seemann. Er wird von der Regierung Frankreichs später für seine Tapferkeit geehrt.
Was die Bewohner von Jersey aber ebenso beschäftigt: Die Galionsfigur des Schiffes ist ein geschnitzter Teufel. Die Wellen reißen ihn vom Wrack ab. Der Teufel treibt über die See – und ausgerechnet hinein in ein Loch in den Klippen, durch das im Sturm Wasserfontänen an die Oberfläche spritzen. Wie ist das möglich? Und wie unheimlich ist das? Aus „Le creux de vis“ wird jedenfalls „Devil´s hole“.
Ich liebe alte Legenden der See
Ich liebe solche Mythen. Auf Jersey, der Heimat von Schmugglern, Piraten und Spionen, gibt es davon reichlich. Eine handelt vom Schwarzen Hund der Bouley Bay, einem winzigen Dorf an der schroffen Küstenlinie. In den Nächten, in denen der volle Mond auf die Bucht schien, hörten die Leute ein fürchterliches Heulen.
Niemand, nicht mal der Herr Pfarrer, wagte sich vor die Tür, und einige Fischer, die das Monstrum aus der Ferne gesehen hatten, versicherten, dass es sich um kein natürliches Wesen handeln konnte. Eine Bestie mit schwarzem, struppigem Fell, mit feurigen Augen, so groß wie Teller, deren Zähne, das war jedem klar, einen tödlichen Biss hatten.
Der schwarze Hund von Bouley Bay
Heute, mehr als 200 Jahre später, gehört „Le Chien de Bouley“ ins kollektive Gedächtnis der Insel, doch die Frage, was dahinter steckt, die wurde, wie sich das für eine ordentliche Gruselgeschichte gehört, niemals geklärt. Waren es Schmuggler, die einen Vierbeiner bei Vollmond zum Leben erweckten, damit keine Zeugen an den Strand kamen? Oder erfanden französische Einwanderer, von denen viele auf die Insel geflohen waren, die Bestie, um sich über die leichtgläubigen Einheimischen zu amüsieren? Oder war es eine Sektion des englischen Geheimdienstes, der in einem Schloss in der Nähe operierte?
Die Methoden: Angst machen, Mythen erschaffen und Leute verunsichern. Woher kommt einem das alles bekannt vor? Genau. Als ich darüber nachdachte, war ich wieder mitten in den aktuellen Nachrichten. Nur die Fragen über das Loch des Teufels, die überlasse ich lieber Vladimir Putins Proktologen.
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