Als Kapitän Schumacher den Seenotrettungskreuzer erfand
Als Kapitän Schumacher den Seenotrettungskreuzer erfand. Vor 70 Ahren gelang dem nautischen Inspektor der DGzRS eine Entwicklung, die Rettung auf See für immer verbessern sollte. Zum Wohle von Menschen in Seenot – aber auch für die Sicherheit der Retter. Die Seenotretter blicken zurück.
Die Verbesserung der Seenotrettungskreuzer war nicht das einzige Anliegen der DGzRS. In den 1950er Jahre kümmerte sie sich zunächst um das Nachrichtenwesen an der Nord- und Ostseeküste. Ihre Rettungsstationen waren dadurch schneller als bisher zu alarmieren. Doch eine Schwierigkeit schien unüberwindlich: Die Rettungsboote selbst waren zu langsam. Es gab bis dahin keine Möglichkeit, absolute Seetüchtigkeit auch im Brandungsgebiet mit hoher Geschwindigkeit zu kombinieren.
Schumacher erfindet den Seenotrettungskreuzer
Deshalb entwickelten die Seenotretter unter der Leitung ihres Inspektors Schumacher einen völlig neuartigen Schiffstyp. Er sollte doppelt so schnell sein wie die bisherigen Motorrettungsboote, auch bei schwerer See relativ hohe Geschwindigkeiten fahren können, dabei unbegrenzt hochseetüchtig und problemlos in Flachwassergebieten einzusetzen sein.
Im Januar 1953 begann die Erprobung des Versuchsseenotkreuzers „Bremen“. Er war erstmals als Selbstaufrichter konstruiert. Ihre Fähigkeit, sich auch aus größter Krängung von allein wieder aufzurichten, war ein unschätzbarer Gewinn für die Sicherheit der Seenotretter. Bis heute ist dies eine grundlegende Eigenschaft aller DGzRS-Einheiten.
Das erstmals „huckepack“ mitgeführte Tochterboot wiederum ermöglichte den Einsatz im Flachwasser und erleichterte die Rettung Schiffbrüchiger aus dem Wasser. Die Seenotretter konnten das Boot über eine Heckklappe zu Wasser lassen und wieder an Bord nehmen. Nach wie vor sind die – bis heute vielfach weiterentwickelten – Tochterboote unentbehrliche Hilfsmittel und charakteristisches Merkmal aller Seenotrettungskreuzer der DGzRS.
Entscheidender Durchbruch
Mit der „Bremen“ gewannen die Seenotretter wertvolle Erkenntnisse. Aber bereits 1965 ging der Versuchskreuzer, der heute zum Bremer Hafenmuseum Speicher XI gehört und im Museumshafen Vegesack von engagierten Privatleuten erhalten wird, außer Dienst. Denn der entscheidende Durchbruch war erst 1957 mit Indienststellung der Theodor Heuss gelungen.
Dieser erste in Serie gefertigte Seenotrettungskreuzer einer neuen Generation moderner, vielseitig einsetzbarer Boote erfüllte erstmals sämtliche Erwartungen. Seine ständig weiterentwickelten Nachfolger werden bis heute höchsten Anforderungen mehr als gerecht. Ihr gutes Seeverhalten und ihre ausgezeichneten Manövriereigenschaften bewiesen sie in zahlreichen Einsätzen unter härtesten Bedingungen.
Prinzip mit Tochterboot
Für das Prinzip des Seenotrettungskreuzers mit Tochterboot fand die DGzRS national und international viel Beachtung. Die Bundesrepublik Deutschland ehrte John Schumacher, den Vater des Seenotrettungskreuzers, für seine Leistungen mit dem Großen Bundesverdienstkreuz und dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.
Doch die Technik dient nur dem Menschen: Fundament der DGzRS ist und bleibt die ständige Bereitschaft erfahrener Besatzungen zur selbstlosen und aufopferungsvollen Hilfe für Menschen in Seenot. Die rund 180 fest angestellten und mehr als 800 freiwilligen Seenotretter fahren Jahr für Jahr rund 2.000 Einsätze auf Nord- und Ostsee – bei jedem Wetter.
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