Ankerherz History: der Entdecker Willem Barents

Willem Barents. Von einem Mann, der von einer kleinen Insel stammte und einer der größten Entdecker seiner Zeit wurde. Auszug aus unserem neuen „Kleinen Buch vom Meer: Helden„.

Ende des 16ten Jahrhunderts, Niederlande. Die Kaufleute haben ein Problem: Sie brauchen einen Zugang zu den lukrativen Märkten in Asien. Der Weg rund um Afrika jedoch ist weit und er wird zudem von mächtigeren Seefahrtsnationen wie Spanien und England kontrolliert. Gibt es denn vielleicht einen Seeweg, der durchs Nordmeer nach Asien führt?

Sie rüsten eine Expedition mit drei Schiffen aus und stellen eines unter das Kommando von Willem Barents. Der erfahrene Seemann stammt von der kleinen Insel Terschelling und hat sich als Kartograph einen Namen gemacht. Das Mittelmeer hat er bereist, Irland umrundet, den Norden Norwegens erforscht. Jetzt soll er ins Eis.

Sein Auftrag: Er soll den Zugang zur Nordostpassage finden.

Im ersten Anlauf 1594 bleibt er beim Versuch, die sibirische Insel Nowaja Semlja im Norden zu umrunden, im Eis stecken. Doch den anderen beiden Schiffe gelingt immerhin die Durchfahrt der schmalen Jugorstraße in die Karasee. Die erste Etappe der gesuchten Nordroute ist geschafft. Die Investoren daheim sind zufrieden und schicken 1595 eine neue und mit sieben Schiffen noch besser ausgestattete Flotte los. Doch die Nordmeerfahrer kommen zu spät los.

Barents soll die Nordostpassage finden

In der Karasee treffen sie auf unüberwindbare Eisbarrieren. Eisbären töten zwei Männer. Ein Streit bricht aus: Soll man im Eis überwintern, wie Barents fordert? Der Disput eskaliert und endet in einer Meuterei. Barents lässt fünf Meuterer hinrichten und bricht die Expedition ab.

Schon im Jahr darauf segelt er wieder wieder los. Mit zwei Schiffen, die unter dem Kommando der erfahrenen Kapitäne Jacob van Heemskerk und Jan Corneliszoon Rijp stehen; der Polarforscher Barents ist Lotse der Expedition an Bord des von Heemskerck befehligten Schiffs. Auf dem Weg nach Norden entdecken die Niederländer den Archipel, den wir heute heute Spitzbergen nennen.

Eisbären, Packeis, echte Probleme

Sie landen auf der Bäreninsel und erklären die Inselgruppe zum Besitz der niederländischen Krone. Dann halten sie weiter Kurs Nord, bis sie an die Eisgrenze stoßen, und biegen nach Osten ab. Barents will erneut versuchen, Nowaja Semlja zu umfahren. Rijp weigert sich. Er will das Risiko einer Überwinterung im Eis nicht eingehen und kehrt um.

Am 19. August 1596 liegt das Nordostkap der Insel querab. Geschafft! Doch in der Karasee türmt sich wieder Packeis. Barents lotst das Schiff von Heemskerk in einen sicheren Eishafen an der Ostküste von Nowaja Semlja. Jetzt hat er endlich die Gelegenheit, als erster Europäer eine Überwinterung zu versuchen. Zunächst läuft alles wie geplant. Die Crew baut aus Treibholz eine Hütte an Land. Die Männer widerstehen Stürmen und der arktischen Kälte.

Was aus heutiger Sicht möglicherweise nicht jedem als großartige Leistung vorkommen mag, ist es aber: Damals gab es keine Spezialkleidung für solche extremen Einsätze; wenn Schnee die Hütte der Niederländer begräbt, können sie im Inneren nicht einmal ihr Herdfeuer anfachen.

Held der Arktisforschung

Der Proviant geht ihnen aus. Barents und seiner Crew bleibt nichts anderes übrig, als die Beiboote über das Eis zu schleppen, um so schnell wie möglich offenes Wasser zu erreichen. Fünf Männer kommen auf diesem Gewaltmarsch um. Auch Willem Barents stirbt. Todesursache: Erschöpfung, Mangelernährung, Skorbut. Der Rest der Mannschaft kann sich zur russischen Halbinsel Kola durchschlagen.

Barents scheitert – und dennoch geht er als Held der Arktisforschung in die Geschichte ein. Weil er wagt, was vor ihm keiner versucht hat. Weil er erkennt, dass man als Seefahrer im hohen Norden nur weiterkommt, wenn man lernt, auch im arktischen Winter zu bestehen. Ein riskanter Selbstversuch, den er ihn das Leben kostet.

Seine Nachfolger aber ziehen aus seinem Schicksal wertvolle Lektionen.

 

Dieser Auszug der Geschichte von Willem Barents stammt aus unserem neuen Kleinen Buch vom Meer: Helden. Gibt es überall im Handel und hier bei uns im Ankerherz Buchladen.

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