Ankerherz History: Die letzte Fahrt der Hungarian

In unserem neuen Blog Ankerherz History erinnern wir an bedeutende historische Ereignisse auf See. In dieser Folge: Die Havarie des Passagierdampfers Hungarian vor der Küste von Nova Scotia.

Am 8. Februar 1860 legt in Liverpool ein Passagierdampfer zu seiner dritten Überfahrt nach Montreal ab. An Bord der Hungarian sind 80 Crewmitglieder und 125 Passagiere, die in Kanada ein neues Leben beginnen wollen. Das Schiff legt einen Zwischenstopp in Queenstown an der Südküste Irlands ein und macht sich dann auf die Reise über den Atlantik.

Das Schiff kein halbes Jahr alt, doch genießt bereits einen besonderen Ruf. Im November des Vorjahres rettete die Besatzung der Hungarian 43 Passagiere des in Seenot geratenen Schoners John Martin vor der Neufundlandbank. Bei schwerer See und im Sturm gelang ihnen in einem Ruderboot, die Passagiere in Sicherheit zu bringen.

Die Hungarian wird auf die Felsen gedrückt

Doch auf dieser Reise nach Montreal gerät der 90 Meter lange Passagierdampfer selbst in höchste Gefahr. Ein Schneesturm setzt ein, der das Schiff mit schwerer See auf die „Great Rip“ genannte Klippen an der Westküste von Cape Sable Island drückt. Der Orkan ist so stark und die Wellen sind so gewaltig, dass es nicht gelingt, die Rettungsboote zu Wasser zu lassen.

Die gestrandete Hungarian wird zwar von Bewohnern der Insel gesichtet, doch sie können nicht zum Wrack vordringen. Gegen 03.00 Uhr am frühen Morgen des 20. Februar sieht man noch Lichter und Menschen auf dem Schiff, doch sieben Stunden später sinkt es in der enormen Brandung.

Erst sechs Tage später legt sich der Sturm.

Alle 205 Passagiere und Crewmitglieder sind tot. Nur ein kieloben treibendes Rettungsboot wird kurze Zeit später im Hafen von La Tour angespült. Der Untergang gilt als eines der schwersten Schiffsunglücke in einem Seegebiet, das  auch „Graveyard of the Atlantic“ (Friedhof des Atlantiks) genannt wird.

Ein Leuchtturm wird gebaut

Über eine Telegraphenstation in Barrington verbreiten sich die Neuigkeiten der Havarie; das Unglück findet große Beachtung in der britischen und kanadischen Presse. In die Kritik gerät die Reederei Allan Line, die bereits kurz zuvor ein Schiff verlor.

Unter den an Land gespülten Trümmern befindet sich ein Tagebuch, dessen letzter Eintrag „Lizzie dies tonight“ (Lizzie stirbt heute Nacht) lautet. Der US-amerikanische Songwriter Stephen Foster greift später diese Geschichte auf und schreibt 1861 das Lied „Lizzie Dies Tonight“. Das Ticket einer Passagierin wird am Ufer gefunden, es trägt den Namen Ellen Sheehan (Bericht in der New York Times vom 22. Februar 1860).

Eine direkte Konsequenz hat das Unglück. Auf Cape-Sable-Island baut man einen Leuchtturm.

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