Ankerschmerz: Die richtige Dosis digitale Eitelkeit

Jeden Samstag schreibt Ankerherz-Autor Dominik Bloh die Kolumne „Auf den Straßen von Hamburg“, die auch in der Hamburger Morgenpost erscheint. Diesmal geht es um den Umgang mit Facebook, Instagram & Co.. Die richtige Dosis digitale Eitelkeit.

Ich bin eigentlich durch mit dem Thema Facebook. Den Nachrichtendienst „Messenger“ habe ich bereits gelöscht. Die Facebook-App ist noch drauf und ab und zu schaue ich mal rein. Es dauert nicht lange, bis ich wieder die Lust verliere. Die Kommentare unter manchen Meldungen sind unerträglich: Menschenverachtend, böse, aggressiv. Warum soll ich mir das weiter geben? Das macht mich müde. Es kostet mich Energie, diese Dinge zu lesen. Im Grunde reine Zeitverschwendung, von der ich viel zu oft schlechte Laune kriege.

Die letzten Tage habe ich den Konsum „Sozialer Medien“ weiter reduziert und gemerkt, wie viel Zeit mir dadurch geschenkt wird. Mir fällt auf, wie sehr ich mich damit abgelenkt habe. Wenn ich daran denke, wie viel Zeit ich wohl damit verbracht habe, nur um ein richtiges Emoji zu finden, fühle ich mich wie der Affe, der sich die Hände vor das Gesicht hält.

Digitale Eitelkeit war mein Ding

Früher habe ich viel gepostet. Je schlechter es mir ging, destobesser sah mein Leben auf meinem Profil aus. Daraus würde eine Show-Plattform, meine Bühne. Ich wollte mit den paar Highlights, die ich hatte, ein anderes Leben vorspiele. Was nichts mit meiner Realität zu tun hatte. Ich war ein falscher Selbstdarsteller.

Der letzter Post auf meinem privaten Account ist schon lange her. Ich brauche diese Bühne privat nicht mehr. Gleichzeitig habe ich ein Autorenprofil. Da beißt sich dann die Ratte in den Schwanz, denn ich bin darauf angewiesen. Dort kann ich meine Texte veröffentlichen. Mein Verlag Ankerherz hat ebenfalls als Erstes von mir auf meinem Profil gelesen. So kamen wir damals zusammen, durch ein paar Facebook-Posts. So gingen die ren auf.

 

Ein paar Tausend Menschen folgen mir auf meiner Facebook-Seite. Es heißt heute, dass es kaum ohne Soziale Medien geht. Man braucht viele Follower. Am besten sollte man jeden Tag etwas posten, um mehr Menschen auf seine Seite zu holen. Es geht um Reichweite. Ich möchte gerne schreiben und damit viele Menschen erreichen. Darum ist das besonders paradox. Zum Glück ist auf meiner Seite ein gutes Miteinander. Die Kommentare, die ich dort lese, machen mir wirklich Freude.

Dort geht es weniger darum was ich von anderen sehe als um meine Angewohnheiten die mich stören.
Die Lösung ist mit Sicherheit  ein besserer Umgang
miteinander. Facebook hat mich sehr eingenommen. Abstand davon hilft , einen gesunden Blick auf die Sache zu werfen. Ich bin froh an diesem Punkt zu sein und mich endlich damit auseinanderzusetzen wie viel Wert und Raum die sozialen Medien in meinem Leben haben dürfen. Ende der digitalen Eitelkeit.

Alles Gute kommt zu denen, die echt bleiben. Ob mit Facebook oder ohne.

 

Dominik Bloh, Jahrgang 1988, lebte elf Jahre lang immer wieder auf den Straßen von Hamburg. Er hat ein Buch darüber geschrieben. „Unter Palmen aus Stahl“ wurde ein SPEIEGEL-Bestseller. Überall im Handel und hier im Online Buchshop von Ankerherz.

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