ANKERSCHMERZ, Straßengeschichten: Dein Zelt kann ein Zuhause sein

Ich kam vom Splash Festival zurück nach Hamburg, vor fünf Jahren war das. Am Hauptbahnhof angekommen wusste ich nicht weiter, ich wußte nicht  wohin. Ich lief  durch die Straßen. Ich erinnerte ich mich an die Zelte, die verlassen auf dem Campingelände gestanden hatten. Eines dieser Zelte hätte ich gut gebrauchen können.

In den Nächten, in denen ich in den dunklen Himmel blickte und meine Gedanken rasten, wuchs daraus die Idee: Festival-Besucher leben in ihren Tage ähnlich wie wir auf Platte. Doch wenn sie sich am Abreisetag wieder auf den Weg nach Hause machen, lassen viele ihre Sachen einfach liegen. Sachen, die für uns ein Zuhause werden können. Die Dinge, die auf Festivals zurückbleiben werden im Recyclinghof entsorgt, doch ein Schlafsack kann Leben retten. Auf dem harten Boden liegen geht auf die Knochen, die Isomatte hilft.

dominik-bloh-hurricane

Ein Schlafsack kann ein Leben retten

Es wird so verschwenderisch damit umgegangen. Ich wollte diese Gegenstände einsammeln und wieder in einen nützlichen Kreislauf einfügen.

Die Idee landete als Konzept auf Papier. Im letzten Jahr stand ich dann zum ersten Mal auf dem „Hurricane Festival“ in Scheeßel und konnte mit der Sammelaktion „Dein Zelt kann ein Zuhause sein “ einen Traum wahr machen. Ich ließ diesen Gedanken nie los und er wuchs und wurde größer. Es lohnt sich, dafür geduldig zu sein und im Stillen die Tage zu zählen, denn manche Resultate kann man erst nach ein paar Jahren sehen. Also lass deine Träume nie los.

sominik-bloh-hurricane-2

Das Wichtigste ist das Team, Menschen die eine Vision teilen und sich dafür einsetzen. Diese Aktion besteht aus so vielen Menschen, die vor dem Festival, währenddessen und danach Unterstützung geleistet haben. Tut Euch zusammen, teilt Ideen und helfen wir uns gegenseitig. Wir können noch so viel mehr tun! Das Sammeln in diesem Jahr war ein toller Erfolg und das „Hurricane“ ein tolles Erlebnis, da ich meinen Geburtstag noch mit all diesen guten Menschen feiern konnte. Das war besonders.

Die Polizei schaut vorbei

Wir sind mit einem vollen LKW zurück nach Hamburg gefahren. Mehr als 500 Zelte, Schlafsäcke und Isomatten konnten wir eingesammelt. Die letzten beiden Tage haben wir auf dem Hof der Zinnwerke alle Zelte wieder aufgebaut, gewaschen und geschrubbt, zum Trocknen aufgestellt und am nächsten Tag wieder abgebaut und eingepackt. Dabei haben so viele Leute mit angepackt. Die Polizei hat kurz rumgeschaut, weil sie Angst hatte, dass ein G-20 Protestcamp aufgebaut wird.

Heute sind die Zelte an der Elbe, dem Standort von „Hanseatic Help“, eingetroffen. Schon in Kürze können die ersten Sachen an Obdachlose weitergegeben werden. Man muss es einfach nur machen.

dominik-bloh-zelt-hurricane

 

DOMINIK BLOH, JAHRGANG 1988. SEIT ELF JAHREN LEBTE ER IMMER WIEDER AUF DEN STRASSEN VON HAMBURG. IM ANKERHERZ BLOG „ANKERSCHMERZ“ ERZÄHLT ER AUS SEINEM LEBEN. UNTERSTÜTZT WIRD DOMINIK VON DER STIFTUNG “DEKEYSER & FRIENDS”, DIE WELTWEIT EIGENE UND BEREITS BESTEHENDE PROJEKTE FINANZIELL, MIT IDEEN UND TATKRAFT UNTERSTÜTZT UND INITIIERT.

 

 

 

0 comments

[…] um Massen, die verschwenden, ihre Zelte und Schlafsäcke zu nehmen, bevor sie verbrannt werden. (Hier geht es zum Blog über das Projekt.) Denn für andere Menschen sind diese Sachen ein Zuhause. Ich nehme und gebe, […]
ANKERSCHMERZ: Wenn Armen die Zelte abgebrochen werden on Okt 18 2017