ANKERSCHMERZ, Straßengeschichten: 25 Quadratmeter Glück

Mir geht es gut. Vor einem  Jahr habe ich die Schlüssel zu meiner Wohnung bekommen.  Es hat noch Wochen gedauert, bis ich die erste Nacht dort verbrachte. Eine Ein-Zimmer-Wohnung mit einem großen Fenster und einem Balkon zum Garten. Aus dem Fenster schaue ich auf einen Baum.

Es hat über ein halbes Jahr gedauert, bis ich den Stecker vom Kühlschrank in die ein Meter drüberliegende Steckdose steckte. Ein Handgriff, doch es fiel mir schwer. Auf Platte ist der Boden der Kühlschrank.

Erste eigene Wohnung

In meiner ersten Wohnung habe ich in der Küche meine Schuhe aufbewahrt. Heute steht dort der Müllbeutel. Daneben liegen zwei Staubsauger und ein Wischmop. Auf dem Boden Pizzaschachteln und Kartons von grünem Eistee. Die Schränke sind leer.Es gibt kein Geschirr. Ich habe zwei Plastikbecher.

Dominik Porträt Bart

Ich benutze die Küche, als sei ich auf der Flucht. Ich stecke eine Pizza in Ofen und hole sie 10 Minuten später wieder raus. Die Küchentür ist nie offen. Immer geschlossen. Genauso wie die Erinnerungen die mit diesem Ort verbunden sind.

Noch kein Kleiderschrank

Auch nach einem Jahr habe ich noch keinen Kleiderschrank. Ich bewahre meine Klamotten in Taschen auf. Die Straße im Kopf und noch nicht ganz angekommen. Doch ich komme voran. So gut wie noch nie. Stück für Stück ins Glück.

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Vor ein paar Wochen habe ich ein Bett, ein Sofa und einen Spiegel für mein Zimmer geholt. Davor saß ich auf etwas, das ich das „Ding“ nenne.  Auf dem Boden eine Matratze. In der Ecke steht ein weißes Ikea-Regal, das schon  bei meinem Einzug hier drinnen war. Es hat sechs Regalfächer. Als ich ankam, konnte ich die Hälfte davon voll machen. Der Rest blieb leer. Für manche mögen 25qm klein klingen, für mich war es unmöglich sie zu füllen.

Das erste Teil, das neu in die Wohnung kam, war ein weißer Schreibtisch. Neben der Matratze war mir Schreiben am wichtigsten.

 

DOMINIK BLOH, JAHRGANG 1988. SEIT ELF JAHREN LEBT ER IMMER WIEDER AUF DEN STRASSEN VON HAMBURG. IM ANKERHERZ BLOG „ANKERSCHMERZ“ ERZÄHLT ER AUS SEINEM LEBEN. UNTERSTÜTZT WIRD DOMINIK VON DER STIFTUNG “DEKEYSER & FRIENDS”, DIE WELTWEIT EIGENE UND BEREITS BESTEHENDE PROJEKTE FINANZIELL, MIT IDEEN UND TATKRAFT UNTERSTÜTZT UND INITIIERT.

 

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