Brixham, englische Riviera – von Fischern und Piraten

In Brixham, dem Hafen der Fischer. Was mir auf einer Reise besonders gefällt, sind Zufälle, die einem Tag eine ganz andere Richtung geben können. Ein Besuch in einer wundervollen Hafenstadt, der so gar nicht geplant war.

Wir landen mit dem Tenderboot im Hafen von Torquay an. Ein älterer Herr steht auf der Pier, er trägt ein Stadtwappen um den Hals und Prospekte mit den touristischen Tipps der Gegend. Eigentlich gilt Torquay als typisch britisches Seaside Resort. Wo es im Sommer nach frittiertem Fisch riecht, sich ein Riesenrad endlos dreht und man viel gerötete Haut und allerhand Tattoos besichtigen kann.

Brixham ist die Stadt der Fischer

„Brixham“ steht auf dem Flyer, den er Herr vom Fremdenverkehrsverein verteilt. Brixham? Wir googlen schnell und lesen: „Fischerstädtchen mit viel Historie“. Das klingt spannend, jedenfalls spannend genug, dass wir wenig später an Deck der kleinen Fähre „Western Lady“ hocken und über die Wellen schaukeln.

Etwas mehr als eine halbe Stunde dauert die Überfahrt zur anderen Seite der Bucht. Entlang der Küstenlinie von Devon, die man nicht zufällig die „englische Riviera“ nennt. Segelboote gleiten vorbei, man erkennt Palmen am Ufer, die im milden Klima gedeihen. Vieles hier erinnert eher an den Süden Frankreichs als an den Süden Englands.

 

Die Fähre tuckert in den Hafen, der von mächtigen Wellenbrechern geschützt wird, auf 50˚, 24’ N, 3˚, 31’ W. Brixham war im Zweiten Weltkrieg einer der Verladehäfen für die Invasion der Alliierten in der Normandie, eine Rampe ist noch zu sehen. Im Hafen gibt es ein weiteres Zeugnis der Geschichte: Die Statue von König Wilhelm III von Oranien-Nassau, der hier mit seiner Armee am 5. November 1688 anlandete. Eine Möwe sitzt respektlos auf dem Kopf des Monarchen.

Was von der Invasion übrig blieb, sieht man im Telefonbuch: Viele Einwohner von Brixham tragen niederländische Namen, und eine Straße, die vom Hafen den Hügel hinauf führt, heißt „Overgang“, was im Niederländischen „aufwärts“ bedeutet.

„For those lost at Sea“

Was für Brixham bis heute am Wichtigsten ist, erkennt man sofort: die Stadt gilt als der Ort, an dem der Trawler erfunden wurden. 1850 gab es 1600 Fischer in der Stadt, die auf mehr als 270 Schiffen auf Nordsee und Atlantik hinausfuhren. Jenen, die bei Sturm auf See blieben, ist eine Gedenktafel gewidmet: „For those lost at Sea.“ Eine Hauswand ist mit einem Gemälde verziert, das einen Fischer zeigt. „Storm“ heißt der Laden im Erdgeschoss, ein Friseursalon – mit einem Ankerherz im „O“.

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Die Fischerei prägte lange Zeit das Leben der Menschen, doch sie erlebte einen Niedergang. Die Fischer setzen ihre Hoffnung in den „Brexit“, von dem sie glauben, dass die als ungerecht empfundenen Quotenregelungen geändert werden. Bezeichnenderweise ist der Trawler, an dem entsprechende Parolen hängen, ein rostiger Kahn. Gleich nebenan hat jemand auf einem Kutter, der deutlich besser ist Schuss ist, trotzig die Flagge Europas gehisst.

 

Der alte Pirat Blackheart

Wir schlendern durch die Gassen am Hafen und kehren ein im „The New Quay Inn“, einem liebevoll geführten Pub, an dem die historischen Abzeichen von Schiffen an die Decke genagelt wurden. Gleich an der Wasserkante, gegenüber eines historischen Nachbaus der „Golden Hinde“, mit der Sir Francis Drake zwischen 1577 bis 1580 die Welt umsegelte (eine unglaubliche Leistung, wenn man das kleine Schiff betrachtet), genießen wir kurz darauf Fish & Chips. Ein Pirat kommt in den Laden.

„Nennt mich Blackheart“, brummt er. Ein alter Mann mit wildem Bart, Musketen und allerhand Schmuck, der seine Aufgabe sehr ernst nimmt. Die Kellnerin erzählt später, dass der alte Pirat von der Gemeinde bezahlt wird. „Wir mögen Blackheart einfach.“

Noch so eine liebenswerte kleine Geschichte aus Brixham.

 

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