Cutty Sark – die Geschichte einer segelnden Legende

Die Cutty Sark ist nicht nur ein Schiff. Sie ist eine Legende mit drei Masten. Jeder, der ein Herz für maritime Dinge hat, muss den Clipper und seine Geschichte einfach lieben. Ein Besuch in Greenwich, London.

Es ist beinahe Wunder, dass die Cutty Sark noch existiert.

So gut wie kein Clipper, der im 19. Jahrhundert nach China segelte, überstand die ersten zwanzig Jahre. Die Schiffe sanken in Stürmen, liefen auf Klippen oder Riffs oder wurden von zahlungsunfähigen Eignern verramscht. Nur sieben segelten ins 20. Jahrhundert. Schon Mitte der 1920er Jahre war die Cutty Sark die letzte Zeugin einer verblichenen Epoche.

 

Sie machte in vielen bedeutenden Häfen der Welt fest. Sie transportierte nicht nur Tee, sondern viele andere Güter. Seeleute fanden auf ihr den Tod, als sie aus der Takelage fielen oder von Wellen mitgerissen wurden. Mindestens einen Mord gab es an Bord. Ein Kapitän nahm sich das Leben. Mehrere Male kam auch die Cutty Sark nur knapp davon. Selbst, als sie schon im Trockendock von London lag; im Mai 2007 brannte sie fast komplett ab. Doch man restaurierte sie aufwändig.

Die Cutty Sark – das schönste Museumsschiff der Welt

Heute ist sie eines der schönsten, vielleicht sogar das schönste Museumsschiff der Welt. Weltkulturerbe Maritime Greenwich, im Königlichen Quartier. Wenn man durch die Straßen und Gassen von Greenwich spaziert, braucht es nicht viel Phantasie, um gedanklich in die Zeit der großen Segler zu reisen.

Die Cutty Sark wurde für nur einen Zweck gebaut: Um möglichst schnell begehrten Tee aus China nach England zu bringen. Am 23. November 1869 lief sie im schottischen Dumbarton am Fluss Leven vom Stapel. Motto am Bug: „Where there’s a willis a way“ („Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“). Kein Schreibfehler, sondern ein Hinweis auf den Namen des Reeders John Willis, der für seine extravaganten, weil hohen Zylinder bekannt war.

Cutty Sark – woher kommt der schräge Name?

Von ihm stammt auch der etwas schräge Name des Schiffs. Während andere Schiffseigner testosterongeschwängerte Bezeichnungen wählten, nannte er sein Schiff „knappes Röckchen“. Die Galionsfigur: „Nanni“, eine Hexe aus dem Gedicht „Tam O’Shanter“ von Robert Burns, bekleidet mit eben jenem kurzen Hemd.

Die Takelage der Cutty Sark. // Foto: Ankerherz

 

Ein berühmtes Tee-Rennen, das die Londoner Gesellschaft elektrisierte, konnte die Cutty Sark nie gewinnen, doch ihre Duelle mit dem Clipper Thermopylae aus Aberdeen wurden zur Legende. Auf einer Wettfahrt zurück aus China lag sie hunderte Seemeilen in Führung, als im Sturm das Ruder brach. Dem Schiffszimmermann und der Crew gelang es, ein Behelfsruder aus Bordmitteln zu bauen. Eine unglaubliche Leistung. Obwohl das Rennen verloren ging, gewann die Besatzung den Respekt des maritimen Londons.

Sammlung der Galionsfiguren im Trockendock der Cutty Sark.

 

Als der Suez-Kanal eröffnete, brachten immer mehr Dampfschiffe die Waren aus Fernost ins Königreich, denn sie waren nun viel schneller. Während die Cutty Sark im Jahr 1875 insgesamt 102 Tage für die Reise aus Asien brauchte, war ein Dampfschiff 60 Tage schneller zurück. Ein unschlagbarer Vorteil.

Das schnellste Segelschiff der Welt

Die Cutty Sark fuhr von 1877 auf Trampfahrt. Unter Kapitän Richard Woodget (den die museumseigenen Publikationen als „brillant“ feiern) galt sie als schnellstes Segelschiff der Welt, brach viele Rekorde und brachte jede Menge Wolle um das gefürchtete Kap Hoorn. Woodget betrieb an Bord auch eine Zucht von Collies, die auf dem Poopdeck schnüffelten.

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Die Zeit der großen Segelschiffe aber war vorbei; die Cutty Sark wechselte mehrfach den Besitzer und war in einem schlechten Zustand. 1922 kaufte sie Kapitän Wilfred Dowman, der auf ihr als Schiffsjunge gefahren war, und ließ sie restaurieren. Im Jahr 1954 überführte man die alte Lady als Geschenk der Witwe Dowmans ins eigens für sie gebaute Trockendock von Greenwich.

Greenwich ist ein zauberhafter Ort

Wer London besucht, sollte sich für die Cutty Sark einige Stunden Zeit nehmen. Nicht nur, wenn man alte Schiffe liebt. Unter den 46 Meter hohen Masten über das Deck zu schlendern, in den Salon des Kapitäns zu blicken oder in die Logis der Mannschaft, ist wie eine kleine Zeitreise. Die Sammlung von Galionsfiguren: spektakulär. Gleich nebenan befinden sich das Royal Maritime Museum – und die gemütlichen Pubs und Cafés von Greenwich.

Ein zauberhafter Ort, genau richtig für die Cutty Sark.

 

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