Der Käpt´n wird 85: Happy Birthday, Kapitän Schwandt!
Kapitän Schwandt hat heute Geburtstag! Der alte Seemann wird 85 Jahre alt. Eine Gratulation an einen Freund. Von Stefan Kruecken, Ankerherz.
Gestern Abend kam eine Email vom Kapitän. „Jong, ich werde morgen 85. Eine Zäsur, jetzt bin ich näher an 90 denn an 80. Es ist erstaunlich, welche Erfindungskraft die Natur in der Entwicklung neuer Zipperlein beweist, sie zur Marktreife bringt und bei mir anwendet.“
Das ist so typisch. Nie jammern, nie beklagen. Trotz aller gesundheitlichen Probleme, die ihn seit Jahren beschäftigen. Jedes einzelne hätte andere umgehauen. Kapitän Schwandt macht einfach weiter.
85 wird er heute, und staunt, wie er immer wieder sagt, selber darüber. Sein Lebenswandel, mehr als eine Million Zigaretten, die chronischen Krankheiten, die ihn zum Rückzug aus der Öffentlichkeit zwangen. „Alles über 80 Jahre ist Bonuszeit“, sagt Schwandt. „Es wird immer schwieriger, den Kadaver am Laufen zu halten.“
Der Kapitän hat keine Angst vor dem letzten Abschnitt seines Lebens. Er blickt mit Zufriedenheit zurück, und es ist schön, dies zu spüren. Was für ein Leben: Aufgewachsen in den Trümmern des Hamburger Stadtteils St. Georg, dann wilde Jahre auf See. Stürme, Rotlicht, ein einziges Abenteuer. Später die Karriere beim Hamburger Wasserzoll und eine ganz späte Laufbahn als Buchautor und Kolumnist. „Popstar mit 80“ nannte ihn das Hamburger Abendblatt.
Kapitän Schwandt: ein Leben wie ein Abenteuer
Sein Biographie „Sturmwarnung“ stand 42 Wochen lang in der Bestseller-Liste des SPIEGEL, aber das Schönste daran waren die Reaktionen der Leser, die im Buch Halt in einer verrückten Zeit finden. Für viele Menschen, auch in den Sozialen Netzwerken, wurde Kapitän Schwandt eine Art Leuchtturm, der mit klaren Worten Haltung zeigte.
Ein Kämpfer für Toleranz, für Seenotrettung, für Miteinander. Gegen den neuen Faschismus, gegen die AfD. Gegen Figuren wie Alexander Gauland, dem er vorwirft, als Mann seiner Generation und Flüchtling nichts aus der eigenen Geschichte gelernt zu haben. Für viele wurde er ein Vorbild, obwohl er eines nie sein wollte: ein Vorbild.
Was mag dem Kapitän am 85ten Geburtstag durch den Kopf gehen?
Im Mittelmeer ertrinken die Menschen, erst am Wochenende waren es wieder 43. In einigen ostdeutschen Bundesländern erreicht die AfD trotz aller Menschenverachtung, schierer Dummheit und Inkompetenz in den Umfragen der Landtagswahlen bei mehr als 25%. In den Sozialen Netzwerken brodelt der braune Hass wie nie zuvor, die nur eine Frage aufwerfen: Wann endlich übernimmt eine Art Online-Staatsanwalt nach dem Vorbild von Frankreich?
Seine Botschaft: nicht unterkriegen lassen
„Ich hätte nie, niemals gedacht, dass es wieder einmal so weit kommt“, sagt Kapitän Schwandt. Unterkriegen lassen will er sich natürlich nicht. Und er fordert uns alle auf, viel lauter zu werden. Im Alltag, auf der Straße, beim Bäcker, und natürlich auch in angeblich „sozialen“ Medien, überall also, wo uns Rechtsextremismus, Rassismus und Hass begegnen.
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