Donald Trump, Corona und die Meuterei auf der Bounty

Der amerikanische Präsident Donald Trump hat das Aufbegehren einiger Gouverneure gegen sein desolates Handeln in der Coronakrise mit der „Meuterei auf der Bounty“ verglichen. Was bedeutet: Er hat  weder die historische Vorlage noch den Film verstanden. Oder er vergleicht sich mit einem verrückten Kapitän. Wie bitte?

US-Präsident Donald Trump steht wegen seiner Stümpereien in der Coronakrise schwer unter Druck. Lange hatte Trump das Virus verharmlost, die Gefahren heruntergespielt und sogar als „demokratischen Schwindel“ abgetan – und dadurch kostbare Zeit verstreichen lassen. Führende Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden gaben in Interviews an, dass diese Versäumnisse Menschenleben gekostet haben. Die USA sind das Land, das weltweit am schlimmsten von der Coronakrise heimgesucht wird. Mehr als 610.000 Menschen haben sich in den USA in den USA mit dem Virus infiziert, knapp 27.000 Menschen sind bereits daran gestorben (Stand: 15. April, 20:30 Uhr MEZ).

Sechs Gouverneure in Bundesstaaten entlang der Ostküste, darunter Andrew Cuomo aus New York, haben angekündigt, die Planungen Trumps zu einer Lockerung der Maßnahmen und einer möglichen Öffnung der Geschäfte nicht mittragen zu wollen. Was dazu führte, dass Trump in einer Pressekonferenz von der „totalen Autorität“ schwadronierte, die ihm sein Amt nach eigenem Selbstverständnis gibt. Was wiederum ebenfalls scharf zurückgewiesen wurde, mit dem Hinweis, er sei zwar der „Präsident, aber nicht der König“.

Meuterei auf der Bounty

Nun twittert Trump: „Sagt den demokratischen Gouverneuren, dass die „Meuterei auf der Bounty“ einer meiner liebsten Filme aller Zeiten ist. Eine gute altmodische Meuterei hier und da ist eine aufregende und belebende Unterhaltung, besonders dann, wenn die Meuterer so viel von ihrem Kapitän brauchen. Zu einfach!“

Die  berühmteste Meuterei der Geschichte hat es wirklich gegeben, im Jahr 1787. Die Bounty, ein Dreimaster der britischen Admiralität, segelte unter dem Kommando von Lieutenant William Bligh in die Südsee, um Stecklinge des Brotfruchtbaums von Tahiti zu den Antillen zu bringen. Das despotische, in Teilen sadistische Handeln Blighs führte schließlich zur Meuterei unter Führung des Offiziers Fletcher Christians.

Bligh wurde in einem Beiboot ausgesetzt; es gelang ihm mit einer kleinen Crew Ergebener, Batavia (das heutige Jakarta) zu erreichen, was als seemännische Meisterleistung galt. Die Meuterer der Bounty versteckten sich auf der einsamen Pitcairn Insel mitten im Pazifik. Ihre Nachkommen leben noch heute auf einer der abgelegensten Inseln der Welt. Jedes Jahre schleppen sie am 23. Januar, dem Bounty Day, ein Schiffsmodell aufs Wasser hinaus und zünden es an. Die Schiffsbibel der Bounty kann man noch heute besichtigen.

Die Handlung lieferte die Vorlage für zahlreiche Bücher und fünf Hollywood-Spielfilme. In den berühmtesten Adaptionen spielen Clark Gable, Marion Brando und Mel Gibson die Rollen des sympathischen Rebellen Christians. Die Frage also ist: Hat Trump den Film tatsächlich gesehen? Falls ja: Hat er den Inhalt nicht begriffen? Und falls er ihn verstanden hat: Sieht er sich etwa als ein Schurke, dem alles egal ist, solange das Schiff einigermaßen nach seinen Wünschen segelt? In der Kommentarspalte unter seinem Beitrag tobt in der Zwischenzeit eine Meuterei von Leute, die ihn gerne in einem Beiboot aussetzen würden.

Es ist beunruhigend, dass jemand wie er aktuell auf einer wichtigen Brücke steht.

 

 

 

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