Einsatz im Watt: Wanderer beschwert sich nach Hilfe

Ein Einsatz im Watt sorgt an der Küste für Schlagzeilen. Fünf Personen, darunter drei Jugendliche, waren am Sonntag im Watt vor Fedderwaddersiel unterwegs, als DLRG-Helfer und Seenotretter anrückten. Doch der Vater der Gruppe wollte nicht, dass geholfen wurde – und beschwerte sich anschließend in der Regionalzeitung über den Einsatz.

„Wir waren nicht in Not“, wiederholte der Mann, der namentlich nicht genannt werden will, im Telefonat mit Ankerherz. „Zu keinem Zeitpunkt“ habe er die Situation falsch eingeschätzt. Er kenne das Watt seit dreißig Jahren. Die Gruppe sei anscheinend „Beifang“ einer anderen Rettungsaktion ganz in der Nähe gewesen, und die Retter hätten „überreagiert“.

Für die Einsatzkräfte eine schwierige Lage: Wie gehen sie mit jemandem um, der nicht gerettet werden will?

Einsatz im Watt: Beschwerde nach Hilfe

Nach Schilderung des Mannes befand sich die Gruppe – zwei Erwachsene, drei Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren – auf dem Rückweg von einer Sandbank, als sie einen Priel queren musste. Während das Wasser auf dem Hinweg noch „auf Zehenspitzen“ zu queren war, sei ihnen klar gewesen, dass sie auf dem Rückweg schwimmen mussten. Knapp dreißig Meter. Sie hätten den Priel beinahe durchschwommen, als sie die Einsatzkräfte „gezwungen“ hätten, an Bord des Seenotbootes Hermann Onken zu steigen.

Entsprechende Bitten der DLRG-Retter und Feuerwehrleute im Schlauchboot habe er zunächst ignoriert. Wegen des Hinweises, die Polizei habe sie sprechen wollen, sei man dann an Bord des Seenotretters gestiegen. Bei der Ankunft im Hafen von Fedderwaddersiel habe jedoch kein Beamter gewartet. „Das geht doch nicht“, klagte der Vater.

Tatsächlich berichtet der Einsatzbericht der DLRG von einer Alarmierung durch die Polizei. Nach Auskunft von Antke Reemts, Sprecherin der Seenotretter, bestand zwar keine akute Gefahr. Der erfahrene Vormann der Station, Hartmut Dierks, der sein Revier intensiv kennt, sprach aber davon, dass die Lage wenig später hätte kritisch werden können.

Wenig Respekt vor den Rettern

Dies ist die Frage: Was soll der Seenotretter tun? Was, wenn es zu einem Unglück kommt? Für den Retter eine Situation, in der er nur eines tun kann. Seinem Gewissen folgen.

Wir haben bei unserem Freund Albertus Akkermann, dem erfahrenen Wattführer von Borkum nachgefragt. Seine Sicht ist eindeutig. „Die Strömung in den Prielen ist stark. Viele Leute unterschätzen einfach die Gefahr, schon dann, wenn das Wasser nur bis zur Hüfte geht. Und das Wasser ist kalt. Ich verstehe nicht, wie man sich mit Jugendlichen einer solchen Gefahr aussetzen kann“, meint er. „Das Verhalten ist aus meiner Sicht komplett verantwortungslos. Wenn er sich selbst gefährdet, ist das seine Sache. Aber das geht nicht mit Jugendlichen.“ Die Retter hätten eindeutig richtig gehandelt.

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