Email an Ankerherz – die Geschichte eines alten Seemanns
Oft wird über Soziale Medien geschimpft und kritisiert, wie rüde der Ton geworden ist. Das stimmt leider auch. Es gibt aber auch kleine Geschichten, die zeigen, wie schön Soziale Medien sein können. Zum Beispiel diese Email an Ankerherz, die wir nach einem Facebook-Post bekamen.
An einem Morgen hatten wir ein Foto gepostet von einer alten Postkarte, die wir in einem Antiquariat entdeckt hatten. Sie ist von 1904 und zeigt einen Seemann in lässiger Pose, mit einer Kippe vor einem Segelschiff. Wir stellten sie neben den „Becher Mut“ auf den Eichentisch in unserem Alten Tanzsaal. Das Foto freute viele, wie man anhand der Reaktionen erkennen konnte.
Zwei Tage später erreichte uns diese Email von Sandra Kahrweg, die wir mit Ihrer Erlaubnis hier veröffentlichen:
„Ich habe den Post bzw. das Foto von 1904, den „Seemann in lässiger Pose“ entdeckt. Ich habe hier auch einen stolzen Seemann für Euch, meinen Papa.
Mit 15 ging er zur Handelsmarine, sein Heimathafen war Hamburg und „sein Schiff“ die Kapitän Hilgendorf, ein Fünf-Mast Segelschulschiff. Von der Handelsmarine ging es zur Kriegsmarine und von einem gesunkenen Schiff ging es in französische Kriegsgefangenschaft. Danach ist er nie wieder zur See gefahren.
Im Herzen ist er aber immer Seemann geblieben, seine Herzensheimat war die Nordsee und sein letzter Wille war es dort seine letzte Ruhe zu finden. Wir haben ihm nach seinem Tod 2010 diesen Wunsch erfüllt. Damit bin ich für immer mit der Nordsee verbunden. „
Wir haben uns sehr über diese Nachricht gefreut!
Zum Hintergrund: Kapitän Robert Hilgendorf war einer der legendärsten Seeleute zu Beginn des 20ten Jahrhunderts. Draufgänger, Master and Commander, der Segelschiffe wie kein anderer über die Weltmeere lenkte. Berühmt wurde „der Teufe von Hamburg“ wegen der unglaublichen Geschwindigkeit, mit der seine Schiffe auf den Ozeanen unterwegs waren.
Die Distanz, die ein Segelschiff zwischen 12 Uhr und 12 Uhr eines darauffolgenden Tages zurücklegt, wird „Etmal“ genannt. Hilgendorf erreichte am 10. und 11. Mai mit der „Potosi“ ein Etmal von 376 Seemeilen. Das entspricht 696 Kilometer, mit einem Segelschiff. 65 Mal umrundete Hilgendorf Kap Horn, das Kap der Stürme.
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