Trauriges Ende einer Ära: alte Hafenkräne gesprengt

Diese zwei Explosionen zerstören die letzte Erinnerung an eine Industrie-Ära. Die Inchgreen Kräne in Grennock, Schottland, wurden gestern kontrolliert gesprengt. Nachdem die Hafenkräne seit mehr als zehn Jahren nicht mehr in Betrieb waren, wurde beschlossen, sie zu beseitigen und Platz zu machen auf dem ehemaligen Gelände der Werft. Was für ein trauriges Ende einer Industrie-Epoche. Zu Beginn des 20ten Jahrhundert wurde beinahe jedes fünfte Schiff auf der Welt in den Docks am River Clyde gebaut. Doch in den 1960er Jahren begann der Niedergang, für die Werften in Schottland wie beinahe für alle europäischen Schiffbauer: Japanische Konkurrenten produzierten billiger. Heute werden die allermeisten Schiffe in Korea oder China gebaut. In Europa sind nur Spezialwerften wie die Kreuzfahrt-Bauer von Papenburg wettbewerbsfähig – ihre Qualität bleibt unerreicht und ist für die Auftraggeber der Hauptgrund, höhere Kosten hinzunehmen.

Warum wird maritimes Erbe nicht gepflegt?

Was den Umgang mit dem maritimen Erbe angeht, gefallen mir die Bilder der Inchgreen Kräne überhaupt nicht. Hätte es keinen Weg gegeben, sie für die Nachwelt zu erhalten? Ist es richtig, die letzten Zeugen einer Industrie-Ära, die das Leben so viele Menschen einer Region prägte, einfach wegzusprengen? Nicht nur im armen Greenock, sondern auch im reichen Hamburg gibt es einen „Ort der Schande“. Ausgerechnet gegenüber der Haifisch Bar an der Großen Elbstraße.

Seit Jahren vergammeln dort zwei Hafenkräne, die Ende der 1930er Jahre bei Kampnagel gebaut wurden. Der Rost frisst an ihnen, sie sind in einem erbärmlichen Zustand. Kapitän Schwandt, der MOPO-Kolumnist, nannte ihren Verfall seinerzeit nach dem Gespräch mit Bürgermeister Olaf Scholz „eine Schande für Hamburg“. Es gab einige Versprechen der Hamburger Politik, sich des Problems anzunehmen, doch passiert ist bislang kaum etwas. Mehr als tausend dieser Wippkranen gab es im Hafen einmal. Sie begründeten den Ruf Hamburgs als „schneller Hafen“.

Auch in Hamburg wenig Sinn für Geschichte

Dann änderte sich die Seefahrt mit dem Siegeszug der Container. Für die kleinen Kräne gab es keine Verwendung mehr. Trotzdem sollte man zumindest die letzten Exemplare erhalten. Wie niedlich wirken sie gegen die Riesen auf der anderen Seite der Elbe, die in den modernen Terminals die Großcontainerfrachter entladen. Mit einem Blick versteht man, wie sich die Seefahrt verändert hat.

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Ein Beispiel, wie man ein Industriezeugnis erhält, steht wenige Meilen von den zerstörten Kränen in Greenock: Der Finnieston Crane von Glasgow wurde nicht abgerissen, sondern restauriert. Heute ist er eine der meistfotografierten Sehenswürdigkeiten der Stadt. So geht das.

KLARE KANTE – die besten Kolumnen von Kapitän Schwandt gibt es jetzt als Buch. Mehr Norden geht nicht.

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