Englandfähren sind Veteranen „made in Bremerhaven“
Die Englandfähren, die von IJmuiden über die Nordsee nach Newcastle fahren, sind Veteranen der See. Man könnte auch sagen: Qualitätsarbeiten einer deutschen Werft. Sie kommen aus Bremerhaven – und sind seit Jahrzehnten weltweit im Einsatz.
Das Seegebiet der Englandfähren kann sehr rau sein. Besonders in den Herbst- und Wintermonaten ziehen regelmäßig Stürme über die Nordsee, wenn die „King Seaways“ und „Princess Seaways“ zu ihren 260 Seemeilen langen Reisen die Leinen loswerfen. 1320 Passagiere passen maximal an Bord der Schiffe, die auch Autos und Lastwagen mitnehmen können.
Englandfähren aus Bremerhaven
Als wir uns nun vor unserer ausverkauften Newcastle Lighthouse Tour intensiver mit den Schiffen beschäftigten, stellten wir etwas überrascht fest: Sie wurden bereits 1986 gebaut – auf der Seebeckwerft in Bremerhaven. Die Traditionswerft (gegründet 1876) wurde 2009 geschlossen, die Docks stehen heute unter Denkmalschutz. Doch die Schiffe fahren immer noch.
150 Millionen D-Mark kosteten die baugleichen, 162 Meter langen Fähren damals. Beide Schiffe waren nicht als Englandfähren, sondern zunächst in der Ostsee im Einsatz, als „Peter Pan“ und „Nils Holgerson“. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs änderte sich das Geschäftsmodel. Die „Peter Pan“ wurde in Bremerhaven umgebaut – und nach Australien verkauft. Neun Jahre lang war das Schiff im Einsatz zwischen Melbourne und Davenport.
Werft gibt es nicht mehr. Schiffe fahren noch immer
Dann kam es zurück nach Europa, diesmal im Dienst einer Reederei auf der Passage von Norwegen nach England. DFDS kaufte die „Princess Seaways“, wie sie nun wieder hieß, im Jahr 2006 und setzt sie seither im Englanddienst ein. Seit 17 Jahren verkehren die Schiffe nun von IJmuiden, dem Hafen von Amsterdam, an den Tyne.
Und dies so zuverlässig, dass die Reederei noch mal zehn Millionen Euro in eine Frischzellenkur investierte. Beide Schiffe wurden vor einem Jahr umfangreich modernisiert. Die Englandfähren sind „Kreuzfahrtfähren“ mit Restaurant und gemütlichem Barbereich. Erst ab 2030, so hört man, sollen neue Schiffe bestellt werden. Damit ist die Geschichte der beiden Veteranen aus Bremerhaven aber womöglich nicht zu Ende. Sie könnten im Mittelmeer zum Einsatz kommen…
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