Forschungsschiff Sonne zu Rettungsmission in den Atlantik aufgebrochen
Das Forschungsschiff Sonne ist am gestrigen Freitag von Emden aus zu einer Rettungsmission in den Altantik aufgebrochen. Es geht um wertvolle Messgeräte und Daten, die sonst verloren gehen. Wegen der Corona-Pandemie konnten die Geräte lange nicht gewartet werden. Nun ist Eile geboten.
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer verbrachten vor Fahrtantritt zehn Tage in einem Hotel in strenger Quarantäne. Während dieser Zeit machen sie drei Coronatests – einen Antigen- und zwei PCR Tests – und durften nur an Bord gehen, wenn alle Tests ein negatives Ergebnis haben.
Die Reise von Forschungsschiff Sonne wird über zwei Monate dauern. 67 Tage sind geplant. Weil das Schiff für eine solch lange Zeit auf See eigentlich nicht gerüstet ist, wird sie vor dem Hafen von Kapstadt einen kurzen Tank-Stopp einlegen. „Bunkern“ heißt das im Fachjargon. Auch bei diesem Zwischenhalt wird aufgrund der strikten Corona-Bestimmungen auf dem Schiff niemand von Bord dürfen.
Forschungsschiff Sonne auf Rettungsmission
Ziel der aufwendigen Fahrt ist es, Langzeitverankerungen aus dem Südatlantik zu bergen. Dies sind am Meeresboden befestigte und durch Auftriebsbälle vertikal in der Wassersäule stehende Messsysteme. Je nach Wassertiefe können sie zwischen wenigen Zehnermetern bis hin zu mehreren Kilometern lang sein können. An diesen Systemen sind (abhängig von der wissenschaftlichen Fragestellung) in unterschiedlichen Wassertiefen biogeochemische Messgeräte und ozeanographische Sensoren angebracht. Sie zeichnen u.a. Meeresströmungen, Temperatur, Salzgehalt, Sauerstoff und den Partikelfluss des Ozeans auf.
Mindestens ein Jahr lang können diese Geräte kontinuierlich und autonom Proben nehmen und Daten aufzeichnen. Damit wissenschaftlich belastbare Aussagen über eine Meeresregion getroffen werden können, müssen diese Systeme jedoch über mehrere Jahre immer wieder verankert werden. Sonst ist es nicht möglich Veränderungen über einen längeren Zeitraum festzustellen.
Ein Wettlauf gegen die Zeit
Diese Systeme, die die Forscher bergen wollen, wurden letztmalig im Jahr 2019 am Meeresboden verankert. Weil die geplanten Forschungsfahrten der Forschungsschiffe Meteor und Maria S. Merian wegen der Corona-Pandemie ausfallen mussten, befinden sich diese Verankerungen noch immer im offenen Südatlantik. Sie liegen außerdem vor den Küsten Südafrikas, Namibias und Angolas.
„Aufgrund der fehlenden Schiffszeiten droht ein Totalverlust dieser Verankerungen. Sie verfügen nur über eine begrenzte Batterielaufzeit. Danach können sie nicht mehr aktiv geborgen werden“, erklärt der wissenschaftliche Leiter der Fahrt, Niko Lahajnar. Wenn die Batterien leer sind, hören die Messgeräte einfach auf zu messen. Das alleine ist nicht so schlimm – doch direkt über dem Anker sind auch die sogenannten akustischen Auslöser angebracht. Diese Auslöser werden durch ein spezielles Funksignal von Bord aus aktiviert. Sie lösen auf Kommando die Verbindung zum Anker. Das gesamte System treibt danach an die Meeresoberfläche und kann dann vom Schiff aus aufgenommen werden.
Kein Saft auf der Batterie – keine Bergung
Wenn die Batterien in diesen Auslösern leer sind, können die Systeme nicht mehr geborgen werden. Sie bleiben dann für immer in den Tiefen der Meere verloren. Damit einhergehend drohte auch der Verlust der aufgezeichneten Daten und gewonnenen Proben der letzten zwei Jahre, die nicht ersetzt werden könnten und damit unwiederbringlich verloren wären. „Der Verlust wäre mit Geld gar nicht zu beziffern“, schildert der Geologe und Biogeochemiker die für die betroffenen Forschungsprojekte dramatische Situation.
„Um einen Totalverlust von Geräten und Daten zu verhindern, haben sich alle Beteiligten zusammengeschlossen und nehmen insgesamt fast 15.000 Seemeilen, also 27.800 Kilometer, nonstop auf sich.“ Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe haben die Fahrtplanung der SONNE extra angepasst, um diese Mission zu ermöglichen.
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