HAIFISCH BAR Geschichten: am wilden Sturmkap

Der Hamburger Segelprofi Boris Herrmann wird Mitte August die Klimaaktivistin Greta Thunberg (16) und ihren Vater nach New York City bringen. Von Südengland aus dauert die komplett emissionsfreie Reise mit der Hochseeyacht „Malizia“ etwa zwei Wochen. Starke Aktion! Boris ist ein alter Freund von Ankerherz. Hier lest Ihr einen Beitrag zu einer stürmischen Lesung in der Haifisch Bar.

Windig und regnerisch war es, was den Abend in der Haifisch Bar immer noch ein wenig gemütlicher macht. Das Wetter passte zum Thema: Kap Hoorn, das gefährlichste Seegebiet der Welt. Mehr als 800 Schiffe sanken, wo fast immer der Sturm weht und die Wellen mit der Höhe von Häusern heranrollen. Mehr als zehntausend Seeleute, so schätzt man, ertranken vor dem berüchtigten Kap Hoorn.

Aus dem Buch „Sturmkap“ wurde an diesem Abend gelesen, aus der Geschichte des Kap Hoorniers Hans-Peter Jürgens. 1939 war er als Schiffsjunge von Hamburg aus um das Kap gesegelt und in eine Welt im Krieg geraten. Erst sieben Jahre später, nach einem Abenteuer, das ihn auch nach in Afrika und Kanada führte, kam er nach Hause zurück. „Was diese Männer erlebt haben, ist unglaublich. Dagegen wirkt ja alles, was wir heute mit unseren High-Tech-Geräten und Satellitennavigation machen, fast wie Kindergarten“, sagte Boris Herrmann, 35, Segelsportler und Abenteurer.

Kap Horn: Stürme, Hunger, Einsamkeit.

Vier Mal umrundete der Hamburger Kap Hoorn, während verschiedener Rennen. In vier Jahren hat Herrmann Großes vor: Die Teilnahme an der Vendée Globe, Nonstop-Regatta um die Welt und das härteste Rennen überhaupt. Unter Seglern gilt es als der „Mount Everest der Meere“, und weniger als einhundert Sportler haben es bislang geschafft. Herrmann will als erste Deutscher daran teilnehmen. Ein Großprojekt, in mehrfacher Hinsicht: Boot uns Ausrüstung kosten mehrere Millionen Euro.

Was ihn auf den Meeren erwartet: Stürme, Kälte, Einsamkeit, Entbehrungen. Im Hai erzählte er, wie es ist, wenn man wochenlang Nahrung aus Tüten schlürft, schlecht und wenig schläft und von Familien und Freunden getrennt ist. Für den Notfall gibt es ein Telefon, immerhin. Auf dem Ozean zu sein, weit draußen, bedeutet Herrmann alles. „Ich lebe meinen Traum“, sagt er. Hat er manchmal Angst? Er lachte. „Ich hätte Angst, einen Job von neun bis fünf zu haben, an dem jeden Tag das Gleiche passiert.“

Vor einigen Monaten segelte er als Navigator auf dem ersten Boot nonstop durch die Nordostpassage. Der Skipper, ein Chinese, fiel bei einem Rennen von San Francisco nach Shanghai wenig später über Bord und ertrank. Das Thema Tod beschäftigt Herrmann kaum. „Es kann jedem von uns überall passieren, jeden Tag“, sagte er.

Draußen schoben Containerfrachter am Fenster vorbei, als Ben O. Bömkes davon las, wie die Schiffsjungen auf der Hamburger Viermastbark Priwall hoch oben auf den Rahen lagen. Zum Abschluss sang der ganze Hai zum Akkordeon, „Reeperbahn“ und „La Paloma“, und das Astra schmeckte gut wie nie. Es ist, wie alte Seeleute häufig sagen: Das schönste an der Seefahrt sind eben die Lieder.

 

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