HAIFISCH BAR Geschichten: Ansage von Kapitän Chuck Norris

Ich habe in dieser Woche einen Kapitän kennengelernt, der den Spitznamen „Käpt´n Chuck“ hat, nach Chuck Norris. Sie wissen schon, der Action-Held, der Bienen kaut statt Honig zu essen, der bis unendlich gezählt hat und demnächst sogar den Berliner Flughafen eröffnet (wobei dieser Teil wirklich unglaubwürdig erscheint.) Der Spitzname bezieht sich auf die äußere Ähnlichkeit wie auf die zupackende Art des Seemanns aus Polen.

Wir sprachen über seine Erlebnisse in vielen Jahre auf den Meeren, und er sagte: „Sobald du an Bord eines Schiffes kommst, ist deine Nationalität egal. Deine Hautfarbe, deine Religion, alles. Dann bist du Seemann“. Im Sturm, wenn Wellen mit der Größe von Häusern anrollen und der Wind alles Leben hinfortreißen will, müsse man zusammenstehen, erklärte „Käpt´n Chuck.“

So einfach sei das.

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Als ich hinterher von den Landungsbrücken in die Haifisch Bar spazierte, auf einen Becher Kaffee und ein Fischbrötchen, zeigte die MOPO vom Tage, dass es an Land nicht so einfach ist. Wenn man sich vorstellt, dass unsere Gesellschaft ein Schiff ist, dann passiert exakt das Gegenteil dessen, was „Käpt´n Chuck“ beschrieb. Die Spalter drohen damit, die Brücke zu übernehmen. In Amerika ist es mit dem Twitter-Troll Trump bereits geschehen, in Ungarn und Polen auch. „Wir“ gegen „die“, Ausgrenzung von Minderheiten, Unverständnis für Alles, das nicht „der Norm“ entspricht. In Dresden zum Beispiel bekommen PEGIDA-Pöbler schon Bluthochdruck, wenn ein Künstler vor der Frauenkirche mit einem temporären Kunstwerk auf einen Krieg hinweist.

Wer viel herumgekommen ist auf der Welt, wie alte Seeleute, der hat gelernt, dass der Pass nichts darüber aussagt, ob jemand eine „Arschgeige“ (Kapitän Schwandt) ist. Vielleicht mag ich die Haifisch Bar deshalb so gerne, dieses Museum mit Tresen und Zapfhahn. Seeleute sind in die Welt hinausgefahren, haben Sachen mitgebracht (die sie für Bier versetzten, wenn das Geld aufgebraucht war) und tranken gemeinsam. „Im Hai sind alle gleich“, sagt Gert Schlufter, der Wirt.

So einfach ist das.

Am kommenden Donnerstag (16. Februar) ist ein besonderer Kapitän zu Gast in der Haifisch Bar, nicht Chuck, doch dafür Stefan Schmidt, 75, aus Lübeck. Vor einigen Jahren rettete er 32 Flüchtlinge von einem Schlauchboot im Mittelmeer, wurde dafür von den italienischen Behörden angeklagt und ging fast in den Knast. Der Prozeß beendete seine Laufbahn und ruinierte ihn fast. Wir werden über die Welt der Seeleute reden, über die gute Seite. Im Sinne von Käpt´n Chuck Norris. (Donnerstag, 16. Februar, 20 Uhr. Der Eintritt ist frei).

 

Ab sofort erzählen wir jeden Samstag eine Geschichte aus der Haifisch Bar. Haben Sie auch eine für uns? Melden Sie sich: haifischbar@ankerherz.de

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