HAIFISCH BAR Geschichten: Der Wolpertinger aus Bayern

Was in der Haifisch Bar an den Wänden hängt, sieht nach Hafen aus, nach weiter Welt oder zumindest nach dem verzweifelten Versuch, irgendwie die Zeche zu bezahlen. Seeleute aus aller Welt hinterließen Gegenstände, um Bier und Schnaps zu begleichen: Rettungsringe, Schiffsmodelle, allerhand Tant. Ein Wesen passt so gar nicht hinein. Es glotzt von der Decke, gleich neben dem Tresen und sieht aus wie ein Kaninchen, das viel zu lange und zu nah am Atommeiler Krümmel unterwegs war. Aus seinem Rücken wachsen Entenflügel und es trägt Hörner am Schädel.

„Das ist ein Wolpertinger“, erklärt Gert, der Wirt.

Ein was?

„Kerl! Ein Wolpertinger, ein Ding aus Bayern, kannste im Internet nachlesen.“

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Der Wolpertinger: Typ Horst Seehofer

Ein Ding aus Bayern passt so gut in die Haifisch Bar wie Horst Seehofer in den Stand von Aale-Dieter auf dem Fischmarkt. Im Internet steht: „In Teilen Niederbayerns wird das Fabelwesen als Oibadrischl bezeichnet, in der Oberpfalz als Rammeschucksn, in Niederösterreich und Teilen Salzburgs ist der Begriff Raurackl in verschiedenen Schreibweisen geläufig. Der Ursprung ist unbekannt.“

Der Ursprung des Wolpertingers aus der Haifisch Bar ist sehr wohl bekannt: Luis. Luis war ein Stammgast, Bayer und Weltergewichtsboxer, mit dem sich Gert anfreundete. Luis brachte das Wesen als Geschenk mit, damit sich jeder Bayer, der „hier neikimmt, hoamisch fühlt“ (frei übersetzt). Zum Dank für das Fabelwesen brachte Gert den Luis in den Ring der „Ritze“ auf der Reeperbahn, zu einem anderen Freund, dem legendären Wirt Hanne Klein. Luis durfte ein paar Runden boxen, was der Bayer als große Ehre verstand.

Regt der Wolpertinger die Phantasie an?

Welche Geschichten der Anblick des Wolpertingers über dem Tresen im Hai auslöste? Fabelwesen und die vierte Runde „Lütt un Lütt“ sollen bekanntlich die Phantasie anregen. Wobei die Wahrheit manchmal nach Seemannsgarn klingt: Ich erinnere mich gut an einen Hamburger Kapitän, der ganz ernst erzählte, an Deck eines Schiffes im Mittelmeer mit einem Riesenkalmar gekämpft zu haben. Von der Größe eines Medizinballs. Er hatte sich gewünscht, dass der Tintenfisch anschließend mit einer Portion Pommes auf dem Teller landete, doch der Schiffskoch hatte sich angeblich geweigert.

Was Fabelwesen angeht, berichtete die MOPO vor einigen Wochen von einer Meerjungfrau, die vor der Küste von Great Yarmouth in England angespült worden sein soll. Fotos des arg zerfledderten Wunderwesens wurden zehntausende Male auf Facebook geteilt, bis jemand genauer nachfragte, was der Finder beruflich machte.

Er ist Maskenbildner.

 

Ab sofort erzählen wir jeden Samstag eine Geschichte aus der Haifisch Bar. Haben Sie auch eine für uns? Melden Sie sich: haifischbar@ankerherz.de 

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