Herzlos auf Langeoog: Inselbürgermeisterin bittet um Hilfe

Auf der Insel Langeoog ist heute mehreren langjährigen Saisonmitarbeitern der Wohnraum gekündigt worden. Schon zum 1. April, was für die Betroffenen Obdachlosigkeit bedeutet. Inselbürgermeisterin Heike Horn hat sich eben mit einem Hilfsappell an die Bevölkerung gewandt.

Der Vorgang dürfte in Sachen Kaltherzigkeit neue Maßstäbe für eine Ferieninsel setzen. Mitten in der Coronakrise hat ein Arbeitgeber seinen Mitarbeitern den dienstlichen Wohnraum gekündigt, mit einem Vorlauf von vier (!) Tagen. Es handelt sich um mindestens vier Menschen, die schon länger auf der Insel arbeiten. Sie sollen nach Informationen von Ankerherz in einem Hotelbetrieb arbeiten. Der Betrieb steht wegen der Corona-Schutzmaßnahmen leer, denn es ist Touristen aktuell verboten, die Inseln zu betreten. Das Unternehmen spart mit dem Schnitt einige Euro – für die Betroffenen aber bedeutet diese Maßnahme eine Katastrophe.

Herzlos auf Langeoog

Neben der Frage, wo sie leben sollen, ist die Situation ausweglos. Zwar ist es möglich, mit der Fähre aufs Festland zu kommen, doch die Reisemöglichkeiten in die Heimatländer sind stark eingeschränkt. Einige osteuropäische Länder, darunter Polen, haben ihre Grenzen geschlossen. „Ich werde nicht zulassen, dass die Menschen in die Obdachlosigkeit gehen“, sagte eine verärgerte Inselbürgermeisterin Heike Horn im Gespräch mit Ankerherz.

Auf der Insel sprach sich die Nachricht herum und für Entsetzen. „Ich könnte heulen. Das ist einfach unmenschlich“, schrieben Insulaner an die Facebook-Seite von Ankerherz. Eine Hilfsaktion ist angelaufen. Für eine betroffene Frau wurde bereits eine Bleibe gefunden, sagte Inselbürgermeisterin Horn. Sie hat sich in einem Offenen Brief unter dem Betreff „Solidarität jetzt!“ an alle Langeoogerinnen und Langeooger gewandt.

Der Brief der Inselbürgermeisterin

Liebe Langeoogerinnen, liebe Langeooger,

sehr kurzfristig ist einigen MitarbeiterInnen (auch langjährigen SaisonmitarbeiterInnen) der Wohnraum zum 1. April gekündigt worden. Diese verfügen über einen 1. Wohnsitz auf Langeoog, können teilweise aufgrund der derzeitigen Situation nicht in Ihr Heimatland reisen. Diese Menschen sind auf unsere Hilfe angewiesen.

Gestattet sei der Hinweis, dass wir sonst sehr dankbar sind, dass die Hotelbetriebe, Gastronomiebetriebe etc. von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund unterstützt werden. Daher bitte ich Sie sehr, stellen Sie akut ab 1. April Wohnraum zur Verfügung.

Dies kann die Vermietung einer Ferienwohnung sein ohne ein Dauermietverhältnis zu gründen. Auch die Gemeinde prüft, ob sie Wohnraum stellen darf. Bitte wenden Sie sich an den Insulanerservice (04972/693-168), wenn Sie Wohnraum zur Verfügung stellen möchten und/oder auch Personen kennen, denen kurzfristig die Obdachlosigkeit droht. Ich gehe davon aus, dass es sich um wenige Einzelfälle handelt. Herzlichen Dank!

Mit freundlichen Inselgrüßen

INSELGEMEINDE LANGEOOG
mit den Eigenbetrieben Tourismus-Service und Schiffahrt

Die Bürgermeisterin
Heike Horn

 

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