Video: Eine Insel räumt auf. Strandarbeiten auf Ameland aus der Luft

Das Bild, das sich heute Morgen am Strand von Ameland bietet, ist deprimierend. Kilometerweit liegt der Unrat, der aus den Containern der MSC Zoe mit der Flut angespült wurde. Plastikschuhe, Stühle, Kunststoffmüll, soweit das Auge reicht. Wie lange die Aufräumarbeiten auf den Inseln dauern, kann noch niemand sagen.

Insulaner und Touristen sind kurz nach Sonnenaufgang am Strand. Nun aber geht es nicht mehr darum, zu „Jutten“, also Strandgut zu sammeln, wie es hier seit Jahrhunderten nach einer Havarie geschieht. Es geht darum, mit den Aufräumarbeiten zu beginnen, bevor die nächste Flut kommt oder der Wind das Plastik in die empfindliche Dünenlandschaft trägt. „Weiter hinten am Strand liegt alles noch schlimmer voll“, sagt Max, ein junger Mann, der mit einem Pickup auf den Strand gefahren ist.

„Eine Katastrophe für die Inseln – und das ist erst der Anfang“, so titelt heute die Lokalzeitung „Leuwarder Courant„. Manche Experten fürchten, dass es Monate dauern könnte, bis die Schäden beseitigt sind. „Es bricht einem das Herz“, sagt die Inselbürgermeisterin von Terschelling. Die reine Menge des Unrats überfordert die kleinen westfriesischen Inseln. Das Militär soll nun helfen, hundert Soldaten sind eingeplant. Die Reederei Doeksen der Vlieland-Linie hat angekündigt, den Fahrpreis zu senken, um die freiwilligen Helfer zu entlasten. Hunderte, vielleicht tausende wollen sich aufmachen, um zu helfen.

Ameland räumt auf

Das ist vielleicht das Gute an der Situation: Man spürt einen Zusammenhalt. Auch am Strand. Die Menschen auf den Inseln helfen sich – und auch die Gäste packen mit an. Die meisten haben alles stehen und liegen gelassen, im Büro, in der Firma, in der Werkstatt, um an den Strand zu kommen.

Wir fahren zum kleinen Inselflughafen, um mit Dirk, dem Inselpiloten, eine Runde zu fliegen und einen Überblick zu bekommen. Die Cessna dreht gleich nach Osten ab, immer am Strand entlang. Hunderte, tausende Menschen sind zu sehen, Fahrzeuge, Traktoren, einige Bagger. Ein Flugzeug der Küstenwache taucht auf. Die Suche der Behörden nach den vermissten Containern geht weiter. 270 Stahlkisten sind im Sturm über Bord gegangen, eine gewaltige Zahl. In mindestens vier Container befindet sich Gefahrgut. Ein Sack mit giftigem Pulver wird nachmittags auf der Nachbarinsel angespült. Von kapp 200 Containern wird am Abend noch jede Spur fehlen.

Umgestürzte Container an der Bord der MSC Zoe. Foto: Havariekommando Cuxhaven.

 

Wie es zu der Havarie kommen konnte, untersuchen nun Experten. War es Seeschlag? Wurden die Container nicht korrekt oder etwa gar nicht gelascht, wie einige in den Sozialen Medien spekulieren? Es bleibt abzuwarten, was das Ergebnis sein wird. Die Bilder, die das Havariekommando Cuxhaven veröffentlicht, zeigen, dass ganze Containertürme einstürzten.

Am Abend twittert die Inselgemeinde Ameland, dass im Laufe des Tages 113.000 Kilo Müll eingesammelt wurden. Nur auf Ameland. Das wird erst der Anfang ein.

 

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