Kreuzfahrtreedereien bieten Hilfe für Flüchtlinge auf Lesbos an

Die Kreuzfahrtreedereien TUI und Phoenix Reisen haben ihre Hilfe angeboten, die humanitäre Katastrophe auf der griechischen Insel Lesbos zu lindern. Nach dem Großbrand im Flüchtlingslager Moria war es dort zu dramatischen Szenen gekommen und zu Berichten über unmenschliche Lebensbedingungen. Die Kreuzfahrtschiffe sind wegen der Corona-Krise aktuell nicht im Einsatz.

Die Idee klingt simpel wie einleuchtend: Die einen haben Schiffe mit reichlich Platz, die wegen der Corona-Pandemie nutzlos in einem Hafen liegen. Die anderen brauchen schnell Platz für Menschen in akuter Not. Gibt es Hilfe für die Flüchtlinge auf Lesbos durch die Kreuzfahrtreedereien? Die Idee steht schon seit Beginn der Corona-Krise im Raum. Die Vizepräsidentin des Europa-Parlaments Katarina Barley (SPD) hatte sie seinerzeit angeschoben. Die Umsetzung scheiterte damals an den Einwänden griechischer Behörden.

Das in Hannover ansässige Unternehmen TUI schreibt in einer Pressemitteilung, dass man mit Sorge die kritische Lage auf Lesbos beobachte. „Grundsätzlich sind wir offen für Gespräche und den Einsatz unserer Schiffe“. Zunächst aber müssten einige offene Fragen von Regierungen und Hilfsorganisationen beantwortet werden. Dabei geht es um die medizinische Ausstattung, die Versorgung der Schiffe oder logistische Themen. Es handele sich aber um ein Hilfsangebot. Die praktische Umsetzung müsse von der Staatengemeinschaft und Hilfsorganisationen kommen.

Hilfe für Menschen auf Lesbos

Konkreter wird bereits der Bonner Reiseveranstalter Phoenix Reisen. Die „Albatros“ (Foto aus dem Hamburger Hafen) könnte rund 1000 obdachlose Flüchtlinge aufnehmen. Das älteste Schiff der Flotte, 1973 gebaut, 205 Meter lang, liegt derzeit im Hafen von Bremen an der Pier. Es könnte innerhalb von zwei Wochen die Insel Lesbos erreichen. „Da sind Leute, die Hilfe brauchen, und hier steht Kapazität leer“, sagte Johannes Zurnieden, Geschäftsführer von Phoenix, in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. Eine Anfrage seitens Katarina Barley habe es bereits gegeben.

Dass dieser Plan umgesetzt wird, scheint allerdings fraglich zu sein. Die Europäische Kommission hat die Idee bereits zurückgewiesen. Ein Sprecher der Kommission sprach davon, dass diese Lösung im Vergleich zu anderen Optionen nicht „kosteneffizient“ genug sei. „Zu denselben Kosten lassen sich viel mehr Menschen unterbringen“, hieß es. Kritiker dieser Haltung bemängeln, dass eine zeitnahe Lösung benötigt wird, bevor die Temperaturen auf Lesbos fallen. Kreuzfahrtschiffe bieten eine schnelle Hilfsoption.

Geschäftsführer mit Haltung

Bemerkenswert ist eine Aussage von Phoenix-Geschäftsführer Zurnieden auf die Frage nach möglichen negativen Reaktionen. Im März hätten viele Kunden positiv auf die Nachricht reagiert, dass die Schiffe für humanitäre Hilfe im Einsatz sein könnten. Vereinzelt habe es zwar auch fremdenfeindliche Reaktionen gegeben, etwa von einer Kundin, die Flüchtlinge als „Pack“ bezeichnete.

„Wir haben 250.000 Gäste im Jahre. Lesen Sie davon mal zehn anders denken. Damit können wir leben“, sagte Zurnieden.

Bei Bränden im Flüchtlingslager Moria waren vor einer Woche knapp 12.000 Migranten obdachlos geworden. Medien berichteten von skandalösen Zuständen in Europa, etwa von Kindern, die Abwasser trinken mussten. Mehr als 5000 Menschen sind nach offiziellen Angaben inzwischen in einem neuen Zeltlager untergebracht worden. Von griechischen Regierungsvertretern hieß es, dass rasch Zelte für weitere 5000 Flüchtlinge errichtet werden sollen.

 

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