Kunst im Hafen: Die kleinen bunten Häuser von Folkestone
Als wir auf unserer Reise durch den Süden Englands in Folkstone ankommen, wundern wir uns: Kleine bunte Häuser stehen mitten im Fischerhafen. Was ist denn hier los? Ein Projekt des Künstlers Richard Woods, der auf Themen wie Wohnungskrise und Flüchtlinge aufmerksam machen will. Was ihm gelungen ist.
Die kleinen bunten Häuser sorgten nämlich sofort für Gesprächsstoff in Folkestone, einer Hafenstadt an der Südküste von England. In den wildesten Gerüchten war sogar davon die Rede, dass eines der Häuser nach Calais geschleppt werden sollte und Flüchtlinge einziehen. Was natürlich Blödsinn ist. Bei gutem Wetter kann man von Folkestone aus die französische Küste sehen. Für viele Flüchtlinge ist es die schmalste Stelle des Ärmelkanals schnellste Route nach England. Die Häfen von Dover und Folkestone wirken wie Hochsicherheitstrakte, eingespannt zwischen hohen Zäunen und Nato-Stacheldraht. Die Grenzkontrollen sind streng.
Die bunten Häuser von Folkestone
Der Künstler Woods hat also sein Ziel erreicht: Die Menschen reden über Themen wie Migration und auch über die Wohnungskrise. Sechs identische kleine Bungalows stehen nun im Hafen von Folkestone. Eine rosafarbenes schwimmt zwischen den Kuttern. Ein orangefarbenes an der Pier wird häufig von Möwenschwärmen angeflogen.
Die Idee kam Woods, als er in einer Anzeige die Aufforderung las, das Eigenheim doch an Leute zu verkaufen, die ein Ferienhaus suchten. Ein Problem, das viele Menschen in begehrten Küstenlagen oder auf Inseln kennen: Wohlhabende Städter kaufen den Wohnungsmarkt auf. Zurück bleiben Orte, die im Winter wie Geisterdörfer wirken. Und die Menschen vor Ort haben Probleme, mit den steigenden Mieten klarzukommen.
Ironischerweise wurde Woods auch schon gefragt, ob auch Leute aus Folkstone eines der Häuser kaufen könnten – oder ob es reichen Londonern vorbehalten sei? Einziehen aber kann niemand: Die Häuser haben weder Eingang noch Fenster und sind aus Sperrholz gebaut. Mal sehen, wie lange sie dem teilweise harsche Klima am Ärmelkanal standhalten.
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