Millionen Gutmenschen – geheime Bewegung der Menschlichkeit

Die Bundesregierung hat eine bemerkenswerte Zahl bekannt gegeben. Sechs Millionen Deutsche engagieren sich aktuell dabei, Flüchtlingen in unserem Land zu helfen. Was für eine Zahl: sechs Millionen! Nahezu unbemerkt ist eine Art Bürgerbewegung der Menschlichkeit entstanden. Nachbarn helfen, wo es nötig ist. Sie unterstützen beispielsweise bei Behördengängen, organisieren Unterricht für Kinder, bieten Sprachförderung an. Nach einer repräsentativen Umfrage der Bertelsmann-Stiftung engagiert sich übrigens jeder zweite Muslime in Deutschland.

Von diesen sechs Millionen Menschen liest man selten in der Zeitung oder im Internet. Was sie tun, ist unspektakulär und nicht tauglich für Schlagzeilen. Es wird so wenig darüber gesprochen, dass es beinahe „geheim“ erscheint. Und ist dennoch so unglaublich wichtig. Ohne diese Unterstützung wäre die Integration der Flüchtlinge gar nicht möglich, da sind sich viele Experten einig.

Millionen Flüchtlingshelfer – ein Grund, stolz zu sein

Ich erinnere mich an eine Szene hier bei uns im Dorf, an ein Gespräch in einem Geschäft. Der Mann erzählte mir, dass er für die Flüchtlinge nebenan ein Ehrenamt übernahm.

„Wie stehen Sie denn dazu?“, fragte er.

Als ich erwiderte, dass ich das großartig finde, schien er fast erleichtert.

„Man wird dafür von manchen ja angegriffen“, sagte er.

„Gutmensch“ ist kein Schimpfwort

Dies genau kann eigentlich nicht wahr sein: Dass manche vollpatriotischen Vollidioten das Wort „Gutmensch“ noch immer durch die Sozialen Medien posaunen und jene diffamieren, die sich für das Gemeinwohl einsetzen. Als sei jeder, der sich für Menschen in Not einsetzt, so etwas wie der Mittäter eines potentiellen Vergewaltigers. Offenbar prallen hier auf Welten aufeinander: Die Großmäuler in den Sozialen Netzwerken. Die Macher in der Realität. In der Summe scheint die Welt noch zu funktionieren.

Wir sollten stolz auf diese sechs Millionen Helfer sein. Wir sollten ihnen danken, einfach nur danken.

 

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Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag. Das Paar hat vier Kinder und lebt im Süden von Hamburg.

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