Muster Trump: Wie weit ist es bis AfD und Höcke im Kanzleramt?
Wie weit ist es bis AfD und Höcke im Kanzleramt? Donald Trump wird vermutlich Präsidentschaftskandidat der Republikaner. Was wirkt wie ein Brechreiz der Geschichte muss eine Frage aufwerfen: Können Rechtspopulisten bei uns gewinnen? Die Muster, in denen die Dinge momentan ablaufen, sind erschreckend ähnlich. Von Stefan Kruecken, Ankerherz
Nun wird also ein verurteilter Sexualstraftäter, verurteilter Betrüger und Hochstapler, angeklagter Aufwiegler, überführter Pornostar-Schweigegeldzahler und schamloser Diktatoren-Versteher ziemlich sicher als Präsidentschaftskandidat nominiert. Jemand, der eine halbe Milliarde Dollar Strafzahlungen kurzfristig aufbringen muss und dem in mehreren Verfahren insgesamt 700 Jahre Gefängnis drohen.
Aufgestellt von einer konservativen Partei, die einst für „Recht und Gesetz“ stand. Von der Partei Abraham Lincolns. Was für ein Würgereiz der Geschichte.
Trump,Wilders, AfD – ein Muster
Es ist möglich, weil jahrelang, täglich, stündlich Propaganda durch Medien und soziale Medien einsickert. Weil viele kleine Lügen in einer Gesellschaft wirken wie die langsame Korrosion demokratischer Leitplanken.
Es ist möglich durch systematische Herabwürdigung des politischen Gegners. Durch Hohn für Medien und Journalisten. Durch gezielte Beschädigung von Institutionen. Durch maßlose Übertreibungen und das Schaffen eines gesellschaftlichen Hochdruckkessels, in dem alles Unsagbare längst sagbar ist und angeblich doch nichts gesagt werden darf.
Wenn immer mehr Menschen vergessen haben, was richtig ist und was falsch. Wenn es akzeptabel wird, Politiker körperlich anzugreifen und Medienhäuser zu belagern, dann gibt es Erfolge für einen wie Donald Trump. Oder die AfD.
Grüne, z.B.: „Staatsfeinde“, mit Betonung auf „Feinde“.
Medien: „Lügenpresse“.
Verfassungsschutz: „gesteuertes Medium“ – wie ein AfD-Kreisverband auf unserer Facebook-Seite schrieb.
Bundestag: „Korrupt“, „die da oben in Berlin“.
Den Rest erledigen willfährige Helfer in rechtsdrehenden Medien und Kulturbetrieb, mit unschönen Grüßen an z.B. Mario Barth. Anders ist es nicht zu erklären, dass eine Partei, die mit einem wirtschaftsfeindlichen, wissenschaftsfeindlichen und verfassungsfeindlichen Programm durch die Gegend stolpert, in Umfragen zulegte und nunmehr zweitstärkste Partei ist.
Wie weit ist es von Trump zu Höcke?
Ein Geschichtslehrer, der gerichtsfest „Faschist“ genannt werden darf, führt in Meinungsumfragen eines Bundeslandes, in dem das KZ Buchenwald steht. Vielleicht wird Björn Höcke bald verurteilt wegen Volksverhetzung und vereidigt als Ministerpräsident eines Bundeslandes. Klingt abwegig? Ja, ist das so? Wer hätte denn in den Niederlanden gedacht, dass eine vorbestrafter Volksverhetzer namens Geert Wilders eine Regierung zusammenstellt?
Wenn ein Bericht des Inlandsgeheimdienstes über rechtsextreme Verstrickungen und die eindringlichen Warnungen des Verfassungsschutz-Präsidenten auf Wähler nicht abstoßend wirken, sondern eher wie kostenlose Reklame für die AfD, dann es ist Zeit, sich Sorgen zu machen.
Es liegt an uns, zu verhindern, dass es noch weiter geht, so weit wie in den USA oder bei unseren Nachbarn. Es klingt wie ein Allgemeinplatz, aber liegt an uns allen. An Entscheidern, Künstlern, Chefs, an Medien, Leuten mit großer und kleiner Reichweite. Niemand muss zulassen, dass Hass und Häme im eigenen Umfeld akzeptabel sind. Demokratie ist Gemeinschaftsarbeit. Mühsam, manchmal zäh, aber unverzichtbar.
Bei den Demonstrationen der letzten Woche fiel immer wieder der Satz: „Wir sind die Brandmauer“.
Ja, sind wir.
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