Ein Schäfer an der wilden Nordküste von Jersey
Jersey wirkt wie ein Experiment, die Beste der Normandie mit den Reizen des ländlichen Englands zu vereinen. Damit nicht genug: an statistisch belegte 1912 Stunden scheint pro Jahr die Sonne (der deutsche Durchschnitt: 1528 Stunden). Man fährt auf Jersey links, spricht französische Namen englisch aus, isst Meeresfrüchte und trinkt dazu britisches Bier in gemütlichen Pubs. Man staunt über die Gärten der „Manors“, der Landhäuser, in denen alles blüht, als verwende man rund ums Jahr Hochleistungsdünger. Neben der Blumenzucht gehören die „Jersey Royals“ (laut Eigenreklame die „Königin der Kartoffeln“), Strickwaren (von hier stammt der „Jersey“) und die „Jersey Cow“ zu den Exportgütern. Auf die Kuh ist man so stolz, dass sie als Wasserzeichen in jeden Geldschein gedruckt wird, und sich, im Gegenlicht betrachtet, auf Augenhöhe mit der Queen befindet.
Die Bewohner von Jersey sind ein stolzes, zähes, ein widerborstiges Inselvölkchen, das sich niemandem unterwerfen mag, nicht den Engländer, und schon gar nicht den Franzosen. Auf die Frage, wem man sich zugehörig fühle, erhält man von einem echten Insulaner einen bösen Blick. Insgesamt 24 Mal hat der große Nachbar Frankreich vergeblich versucht, das kleine Stück Land im Meer zu erobern, zuletzt 1781, als ein junger Offizier namens Major Pierson in der „Battle of Jersey“ obsiegte. Völkerrechtlern bricht heute der Schweiß aus, wenn sie den Status der Insel erklären sollen, die nicht zur Europäischen Union gehört, aber vom britischen „Foreign Office“ vertreten und von englischen Streitkräften verteidigt wird. Die nicht zum Vereinigten Königreich gehört und nicht dem britischen Parlament untersteht, aber als Lehen doch zur britischen Krone gehört. Es ist kompliziert.
Ein Schäfer auf Jersey
Was an Jersey fasziniert, ist die große Abwechlung, die man auf einer solch kleinen Insel kaum vermutet. 116 Quadratkilometer umfaßt die Insel, das entspricht einer Fläche, nicht mal halb so groß wie Frankfurt am Main. Es gibt Hafendörfer, in denen man abends auf der Promenade sitzt und den Blick hinaus in die Bucht genießt, wuchtige Burgen oder den weiße Leuchtturm von Corbiére, der beinahe kitschig auf einem Felsen steht. Es gibt Dünenlandschaften, es gibt weite Strände, es gibt tiefgrüne Urwälder mit alten, efeuumrankten Eichen, es gibt Heideflächen. Und dies alles in einem Radius, den man bequem mit dem Fahrrad erkunden kann.
Dieser Film zeigt Euch anderthalb Minuten aus dem Leben des Schäfers Aaron, dessen Herde an der wilden Nordküste dazu beiträgt, die Landschaft zu erhalten. Schaut Euch das an.
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