Schreie in der Nacht: Seenotretter holen Kanufahrer aus der Ostsee

Ein Mann wird vermisst. Die Dunkelheit setzt ein. Und jeder weiß: Nun ist er alleine draußen auf der Ostsee, in einem Kanu.

Es war ein schwieriger Einsatz, den die Seenotretter in der Nacht auf den 26. Juli meisterten. Die Frau des Wassersportlers meldete ihn um 21 Uhr als vermisst. Am Nachmittag war er von Karlshagen auf der Ostseeinsel Usedom aufgebrochen, in Richtung Greifswalder Oie.

Große Suchaktion läuft an

Sofort lief eine großangelegte Suchaktion an. Die Seenotleitung in Bremen alarmierte die freiwilligen Seenotretter der Station Freest mit dem Seenotrettungsboot Heinz Orth als auch die Besatzung des Seenotrettungskreuzers Berthold Beitz. Eine Rettungshubschrauber von Nordic Helicopters stieg auf und Einheiten der Polizei begannen damit, das Ufer abzusuchen.

Kurz vor Mitternacht hörte die Besatzung der Berthold Beitz dann Schreie in der Dunkelheit. Sie entdeckten den Schiffbrüchigen im Lichtkegel ihres Suchscheinwerfers. Er trieb etwa zwei Seemeilen (rund 3,7 Kilometer) östlich des Peenemünder Hakens. Bei ruhiger See und schwachem Ostwind hielt er sich am Bug seines aufrecht treibenden Kanus fest. Am Abend war er in das Schraubenwasser eines Schiffes geraten, weshalb sich sein Kanu drehte und kaputt ging.

Schreie über der Ostsee

Seit knapp fünfeinhalb Stunden trieb er in der etwa 22 Grad warmen Ostsee.

„Ohne unsere Hilfe hätte er nicht mehr das rettende Ufer erreicht“, beschreibt Vormann Jean Frenzel die Situation. Mit Hilfe des Arbeitsbootes ELSE befreiten die Seenotretter den unterkühlten Mann aus seiner lebensgefährlichen Lage. Sie bargen außerdem das Kanu. Der Hubschrauber von Northern Helicopters setzte einen Notarzt und einen Rettungsassistenten per Seilwinde auf der BERTHOLD BEITZ ab. An Bord des Seenotrettungskreuzers übernahmen sie die medizinische Erstversorgung. Mit Höchstgeschwindigkeit von 22 Knoten (circa 40 km/h) steuerte der Vormann den Hafen von Peenemünde an. Ein Rettungswagen brachte den Patienten in ein nahe gelegenes Krankenhaus.

Wenn alles gut geht, feiert der Mann eine Art zweiten Geburtstag.

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