Seenotretter im Dauereinsatz: Mayday auf der Ostsee

„Wir haben um unser Leben gezittert.“ Das sagt einer der vierzehn Passagiere, die am Montagabend (31.7.) von einem Zeesboot vor Wustrow aus der Ostsee gerettet wurden. Das Boot war in einem schweren Gewitter gesunken. Offenbar ist es der Aufmerksamkeit eines Fischräucherers zu verdanken, dass nicht mehr passierte. Peter Dabels war in Boddennähe und sah das Unglück. Er alarmierte die Seenotretter und machte sich mit seiner Barkasse selbst auf den Weg, um zu helfen. „Da war für unsere Verhältnisse ein ziemlich extremes Wetter“, sagte er der Ostseezeitung

Dabels war als Erster am Havaristen. Zum Glück für die Passagiere war das Zeesboot noch nicht komplett untergegangen. Die Schiffbrüchigen konnten sich daran festhalten und trieben nicht in tieferes Wasser ab. Das Seenotrettungsboot BARSCH/Station Wustrow rettete drei Menschen, die Freiwillige Feuerwehr Wustrow unterstützte die Seenotretter mit ihrem Schlauchboot und nahm fünf Menschen auf. Sechs weitere Menschen wurden von einem Motorboot gerettet. „Die Sicht war fast null, es hat sehr stark geregnet“ , so beschreibt Karl-Heinz Priebe, Vormann der BARSCH, die Situation vor Ort. „Weil das Gewitter so plötzlich durchzog, hatte sich glücklicherweise noch keine allzu starke See aufgebaut.“

Nur ein Junge trug eine Rettungsweste

Von den Geretteten gab es hinterher Kritik am Betreiber der Ausflugsfahrt. Dieser habe nicht angemessen auf das schlechte Wetter reagiert und nur einer der Passagiere (!) – ein zehnjähriger Junge – trug eine Rettungsweste. Beim Kentern gingen sämtliche Taschen und Jacken über Bord. Niemand konnte einen Notruf absetzen. Wie gut, dass der Fischräucherer Dabels so aufmerksam war.

Es gab viel zu tun für die Seenotretter in den vergangenen Tagen – auch an ihrem „Aktionstag“, mit dem sie sich der Öffentlichkeit präsentieren. Gewitter mit Starkregen, Hagel und schweren Sturmböen bis zehn Beaufort sorgten zwischen dem Fischland und Rügen für mehr als 30 Einsätze  innerhalb von dreieinhalb Stunden.

„Mayday“ auch vor Sylt

Auch vor Sylt gab es am Montagabend eine Seenotlage. Um kurz vor halb Sieben meldete der Skipper der Yacht „La Carlotta“, die er von Amsterdam nach Molde (Norwegen) überführte, einen schweren Wassereinbruch. 70 Zentimeter hoch stand es im Maschinenraum, der verqualmt war. Die Seenotleitung in Bremen alarmierte daher gleich mehrere Stationen, außerdem startete ein SAR-Hubschrauber der Deutschen Marine.

Dann gab es ein Problem: Die Besatzung des Tochterboots der ERNST MEIER-HEDDE stellte fest, dass die angegebene Position verkehrt war. Die „La Carlotta“ befand sich nicht östlich der Insel im Watt, sondern westlich der Insel, fünf Seemeilen (neun Kilometer) vor dem Strand. Der Marine-Hubschrauber traf als Erster ein und blieb als Vorsichtsmaßnahme auf „Standby“, bis die Boote vor Ort waren. Mehr als 2200 Liter pumpten die Seenotretter aus dem Havaristen, der danach langsam nach Hörnum geschleppt wurde. Alle zwanzig Minuten mussten wieder hunderte Liter Nordsee aus der Yacht gepumpt werden. Erst um 3:20 Uhr in der Nacht meldete die PIDDER LÜNG wieder „Klar P3“ (einsatzbereit auf Station).

Dies sind mehrere Beispiele aus den vergangenen Tagen, die zeigen, wie überlebenswichtig die Einsätze der Seenotretter vor der deutschen Küste sind. Nicht vergessen: Sie finanzieren sich ausschließlich durch Spenden!

Wir haben den Frauen und Männern der Seenotrettung mit unserem Buch MAYDAY ein Denkmal gesetzt. Das Buch gibt es überall im Handel und hier bei uns im Shop. Von jedem direkt bei uns gekauftem Buch überweisen wir eine Spende von 2,- € an die Seenotretter.

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