Sensation: Expedition findet Wrack der Endurance im Südpolarmeer
Das ist eine Sensation: Forschende haben das Wrack der „Endurance“ im Südpolarmeer entdeckt. Das Schiff des Abenteurers Ernest Shackleton war 1915 verschollen. Mit Hilfe eines alten Logbuchs, Satellitenaufnahmen, einem Tauchroboter und viel Können kamen die Expeditionsteilnehmer dem Wrack auf die Spur. Auch Spezialistinnen und Spezialisten aus Deutschland waren beteiligt.
(Fotos dieses Beitrags: Falklands Maritime Heritage Trust)
Was die Teilnehmer der Expedition „Endurance 22“ schafften, galt als beinahe unmöglich. Sie fanden das Schiff in einer Tiefe von 3008 Metern auf dem Grund des Weddelmeeres. Es liegt etwas vier Seemeilen entfernt von der letzten Position, die Kapitän Frank Worsley (Foto) seinerzeit im Logbuch notierte.
Realität wie in Hollywood
Die Videoaufnahmen vom Meeresgrund haben beinahe etwas von einer Hollywood-Inszenierung. Das Wrack ist einem unglaublich guten Zustand. Die Kälte der Tiefsee konservierte sogar das Steuerrad. Auch der Name Endurance (deutsch: Ausdauer) ist gut lesbar am Heck.
„Wir sind überwältigt von unserem Glück“, erklärt Forschungsdirektor Mensun Bound in einem auf der Homepage der Expedition veröffentlichten Statement: „Dies ist bei Weitem das beste hölzerne Wrack, das ich je gesehen habe.“
1915 war die Endurance von Eisschollen zerquetscht worden. Die Crew aus 28 Männern rettete sich mit Teamgeist, schier unglaublichem Durchhaltevermögen und seemännischen Können. Bis heute gilt die Rettungsaktion mit Booten und langen Märschen über das Eis als moderner Mythos. Shackleton, der kein religiöser Mann war, schrieb später, dass „eine Vorsehung“ zur Rettung der Männer führte.
Die epische Geschichte der Endurance
Als er in einem Abschnitt mit zwei Gefährten über unbekannte Gletscher und Berge wanderte, habe er das Gefühl gehabt, einen „vierten Gefährten“ dabei zu haben. Der Lyriker und Literaturnobelpreisträger T.S. Eliot griff diesen Gedanken später im Gedicht „The Waste Land“ auf.
Endurance is Found pic.twitter.com/e8VxYhmUCb
— Endurance22 (@Endurance_22) March 9, 2022
Mehr als 110 Jahre später kamen Forschenden dem Wrack der Endurance mit Hilfe des alten Logbuchs und moderner Technik auf die Spur. „Wir haben bei der Navigation geholfen«, sagt Stefanie Arndt, Spezialistin für Meereis am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, dem SPIEGEL. Geleitet wurde das wissenschaftliche Team an Bord des Forschungsschiffs „SA Alguhas II“ von Lasse Rabenstein (Firma Drift&Noise) aus Bremen.
In Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) wertete sein Team Satellitendaten über Meereisdrift aus und kombinierte sie mit Beobachtungen vor Ort. So gelang es, die günstigste Route für das südafrikanische Forschungsschiff »SA Agulhas II« in einem Labyrinth aus Wasserrinnen und Packeisblöcke festzulegen.
Forschende aus Deutschland beteiligt
Die Expedition hatte auch ein wenig Glück. Normalerweise ist die Eidecke geschlossen. In diesem Jahr ist das Meereseis dünner also sonst. Die Unterwasseraufnahmen gelangen dank eines ferngesteuerten Tauchroboters namens „Sabertooth“, den die Firma Saab entwickelte. Nico Vincent, Projektmanager für die Unterwassersuche, spricht vom „komplexesten Unterwasser-Projekt aller Zeiten“ bei dem diverse Weltrekorde gebrochen wurden.
Trotz aller moderner Technik: Einen Eindruck von der unbarmherzigen Härte und der Majestät Südpolarmeer bekamen die Expeditionsteilnehmer der Endurance 22 auch, wie Sturmfotos zeigen.
Das Wrack der Endurance wird nicht gehoben. Technisch wäre dies aufgrund der Wassertiefe extrem kompliziert, vor allem aber steht es unter dem strengen Schutz des Antarktisvertrags. Es gilt als „Kulturgut der Menschheit.“ Die Forscher haben der Abenteuergeschichte der Endurance ein letztes Kapitel hinzugefügt.
Einen glücklichen Abschluss.
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