Shetland Larsen: Er kämpfte auf einem Kutter gegen Hitler

Die Geschichte von Shetland Larsen ist eine der größten Helden-Geschichten, die wir kennen. Sie handelt von einem Mann, der auf einem kleinen Kutter gegen das Dritte Reich kämpfte. Und gegen die Stürme des Nordatlantiks.

Diese Geschichte schreibe ich auf dem Nordatlantik, auf der Fähre nach Island. Wir sind unterwegs mit unserer „Skua-Tour“, die wir nach der großen Raubmöwe benannt haben. Häfen der Reise sind Torshavn auf den Färöer und ein Dorf in einem tief verschneiten Fjord in Island, doch eigentlich geht es um die 1640 Meilen auf See.

Ich liebe diese Reise durch den Sturm. Das Wetter ist typisch für den Nordatlantik im Januar. Wind weht meist mit sieben bis acht Beaufort, die Wellen sind um die fünf Meter hoch. Kapitän Jürgen Schwandt sagt, dass es keinen Ort gibt, an dem man sich so klein und unbedeutend fühlt wie auf dem Nordatlantik im Winter. Das stimmt.

 

Shetland Larsen: Was für ein Mut

Ich liege meiner Koje und lese über Shetland Larsen und die Männer der „Shetland Gang“. Im Zweiten Weltkrieg bauten sie eine geheime Verbindung zwischen Shetlandinseln und ihrer von den Deutschen besetzten norwegischen Heimat auf. So regelmäßig fuhren sie die gefährliche Route über den Atlantik in ihren Kuttern, dass der Spitzname der Operation Legende wurde: Shetland Bus. Anfangs waren die Fischer ganz auf sich gestellt, bis sie schließlich von ihrer Exilregierung und  dem britischen Geheimdienst unterstützt wurden. Die Widerstandskämpfer retteten 373 Flüchtlinge, sie brachten Ausrüstung und Waffen nach Norwegen und schleusten insgesamt 192 Agenten der Alliierten ein.

Für die Fahrten über Nordsee und Nordatlantik nutzten die Männer kleine, getarnte Fischerboote. Sie warteten auf möglichst schlechtes Wetter, um von den Deutschen nicht entdeckt zu werden. Wer einmal die Wut der See weit draußen erlebt hat, der kann erahnen, welchen Mut diese „Shetland Gang“ besaß.

Fahrten durch den Sturm

Aus der Perspektive einer Sturmnacht auf der „Norröna“ erscheint unglaublich, was diese Männer leisteten. Die Islandfähre taucht tief ein in eine Welle. Im Badezimmer fliegen einige Hygieneartikel durch die Gegend. Ich liege in meiner Koje, in dieser wankenden Welt, und bewundere die Männer des „Shetland Bus“ für ihre Courage. Sie nahmen es nicht nur mit den Nazis auf, mit feindlichen Flugzeugen und Schiffen, sondern auch mit diesen Elementen.

 

Im April 1940 hatte die Wehrmacht Dänemark und Norwegen überfallen, unter dem Decknamen „Unternehmen Weserübung“. Dem Deutschen Reich ging es um die Kontrolle der Ostsee, um Eisenerze für die Rüstungsindustrie und die Einnahme norwegischer Häfen, um im Krieg gegen Großbritannien strategische Vorteile zu erhalten. Im Laufe des Jahres flohen etwa 600 Norweger mit ihren Kuttern auf die Shetlandinseln. Die Insulaner empfingen die Flüchtlinge mit großer Gastfreundschaft, wie ein Schreiben der norwegischen Exilregierung aus dem Jahr 1944 beweist. Viele Neuankömmlinge fanden Unterschlupf in den Nissenhütten eines Heringsbetriebs.

Hoffnung für ein ganzes Land

Bekanntester Skipper des Shetland Bus war Leif Andreas Larsen, allgemein nur Shetland Larsen genannt. Er kommandierte nach seiner eigenen Flucht aus Norwegen 52 Überfahrten. Tatsächlich: 52 mal fuhr er bei Sturm von Shetland nach Norwegen und zurück. Zunächst auf Kuttern, später auf dem Uboot-Jäger „Vigra“.

Während einer Mission im März 1943 lieferte er Waffen für eine Widerstandsgruppe in Traena. Auf der Rückreise griffen deutsche Flugzeuge den Kutter an; sechs der acht Crewmitglieder wurden von Kugel getroffen, einer starb noch im Rettungsboot. Sie ruderten vier Tage ohne Unterlass weiter, bis sie nahe Alesund von einem anderen Kutter des Shetland Bus, der nach ihnen suchte, gerettet wurden.

Shetland Larsen wurde eine Legende

Noch vor Ende des Krieges besaß Shetland Larsen den Ruf einer Legende. Man zeichnete ihn unter anderem mit der US Medal of Freedom, dem norwegischen Kriegskreuz mit zwei Schwertern und dem Victoria Cross aus, das eigentlich britischen Staatsbürgern vorbehalten ist. Im Hafen seiner Heimatstadt Bergen baute man Larsen ein Denkmal.

Es zeigt einen Mann, der unerschütterlich hinter einem Steuerrad steht.

 

 

Die ist eine stark gekürzte Geschichte aus unserem Buch „Helden der See„. Das Buch gibt es überall im Handel und hier bei uns im Ankerherz Online Buchladen.

Foto zum Blogbeitrag von Marit Hansen, Wikipedia.

 

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