Sorge wächst: 20 Tiertransporter im Stau um den Suezkanal

Die Blockade des Suezkanals durch den gestrandeten Großfrachter Ever Given wird immer mehr zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Nicht nur wegen der enormen wirtschaftlichen Schäden, die durch die Unterbrechungen der weltweiten Lieferketten entstehen. Auch 20 Tiertransporter stecken im Stau – und an Bord drohen Futter und Wasser auszugehen (Foto dieses Blogs: Suez Canal Authority).

„Unsere größte Sorge ist, dass die Tiere nicht genug Futter und Wasser bekommen“, sagt Gerit Weidinger, Sprecher der Hilfsorganisation Animals International, dem „Guardian“. Nach Recherchen der Zeitung stecken mindestens 20 Schiffe mit Tieren im Stau. Bloomberg gibt diese Zahl mit zehn an. Hilfsorganisationen warnen, dass Tausende Tiere aufgrund des Futtermangels sterben könnten, wenn der Kanal nicht rasch wieder geöffnet werde. Allein auf elf rumänischen Frachtern seien 130.000 Schafe in Not.

Der Chef der Kanalverwaltung erklärte während einer Presse-Konferenz, im Kanal selber steckten drei Schiffe mit Tieren fest. Die Verwaltung schicke ihnen Futter und Tierärzte. Die Lage dürfte Diskussionen über Tiertransporte auf dem Seeweg noch einmal anheizen. Seit einiger fordern Tierschutzorganisationen, diese Transporte international zu verbieten. Immer wieder werden Berichte über skandalöse Zustände an Bord bekannt.

Tiertransporter stecken im Stau

Tausende Rinder mussten in diesem Jahr bereits wegen Verzögerungen auf See geschlachtet werden. Zwei Schiffe – die „Karim Allah“ und die „Elbeik“ – lagen monatelang auf Reede, weil ihr die Häfen aufgrund eines Streits um die Gesundheitspapiere die Einfahrt verweigerte. Die Schiffe kehrten schließlich nach Spanien zurück, wo die Tiere im Hafen von Cartagena geschlachtet wurden.

Nachdem Bergungsversuche der gestrandeten „Ever Given“ mehrmals scheiterten, leiten internationale Reedereien ihre Frachter nun um. Obwohl bis zu 14 Schlepper vom Havaristen zogen und schweres Gerät an Land eingesetzt wird, bewegt sich das 400 Meter lange Schiff bislang nicht. (Zur möglichen Ursache der Havarie lest Ihr hier den Hintergrundbericht eines erfahrenen Hamburger Kapitäns.)

Reedereien leiten Schiff um Afrika

Die weltgrößte Reederei Maersk (Dänemark) gab am Samstag bekannt, dass 14 ihrer Schiffe die Route rund um Afrika fahren. Das bedeutet einen Umweg von 3000 Seemeilen (ca. 5000 Kilometer), gleichbedeutend mit fünf bis sieben Tagen. Auch HMM (Südkorea), Yang Ming (Taiwan) und One (Singapur) ordern ihre Schiffe um das Kap der Guten Hoffnung. Deutschlands größte Containerreederei Hapag-Lloyd steht nach Berichten vom Hamburger Ballindamm unmittelbar vor diesem Schritt.

 

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