Spezialeinheit nimmt Kapitän eines Tankers nach Entführung fest

Eine Spezialeinheit des griechischen Militärs hat den Kapitän eines Tankers auf See festgenommen. Ihm wird die Entführung von drei Personen vorgeworfen. Eine unglaubliche Geschichte, die klingt, wie aus einem anderen Jahrhundert – und in der auch die Hafenstadt Kiel eine Rolle spielt.

Das Video der griechischen Coastguard zeigt Soldaten einer einer Spezialeinheit, die mit Sturmgewehren im Anschlag das Deck eines Tankers stürmen. Sie dringen in die Aufbauten des Schiffes vor. Am Ende des Videos erkennt man, dass sie eine Kammer entern – dann endet der Mitschnitt.

Was die Bilder zeigen, ist eine Operation, um den Kapitän des Tankers „Arina 1“ zu verhaften. Die Behörden hatten ihn zunächst angewiesen, einen Ankerplatz vor der ägäischen Insel Chios anzulaufen. Daraufhin entert die Spezialeinheit das Deck und beginnt, das 184 Meter lange Schiff zu durchsuchen. Vorwurf: Entführung von drei Personen.

Spezialeinheit stürmt Tanker

Das Kommando bringt den Kapitän, den Chefingenieur und die drei Personen schließlich an Land. Nach einem Verhör nimmt man den Kapitän unter dem Vorwurf der Entführung eines philippinischen Kollegens, eines philippinischen Ingenieurs und eines griechischen Ingenieurs fest. Sie waren als Inspektoren für einen potentiellen Käufer an Bord des Tankers gekommen.

Die Geschichte klingt ungeheuerlich.

Nach Medienberichten berichten die drei mutmaßlich Entführten, dass sie „shanghait“ wurden – wie Matrosen zu Zeiten von Segelschiffen, die gegen ihren Willen an Bord von Schiffen gezwungen wurden. Der Kapitän der „Arina 1“ habe sie nicht den Tanker inspizieren lassen, sondern einfach abgelegt! Sie sollten gegen ihren Willen als Öler und Reinigungskräfte an Bord arbeiten.

Seeleute gegen ihren Willen festgehalten

Offenbar beabsichtigte der Kapitän, mit der neuen „Crew“ Anforderungen an Crewstandards zu erfüllen und nach Ägypten zu fahren. In der Vergangenheit war die „Arina 1“ wegen eklatanter Mängel aufgefallen, u.a. auch bei einem Stop in Kiel. Mehr als 40 Vergehen waren im September letzten Jahres bei Inspektionen bekannt geworden. Kiel ist auch der letzte Hafen, der in den AIS-Daten angegeben wird. 82 Tage lang war das Schiff festgehalten worden.

 

Nach Berichten griechischer Medien durfte das Schiff überhaupt nur unter der Bedingung auf See sein, dass es in Dubai repariert würde. Stattdessen steuerte der Kapitän die Türkei ein, um das Schiff zu verkaufen. Der Interessent sandte drei Seeleute, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Statt sie wie vereinbart wieder abzusetzen, ließ der Kapitän der „Arina 1“ den neuen Kurs absetzen.

Weil der Chief Ingenieur mit seinem Handy einen Notruf absetzte, erfuhren die griechische Behörden vom mutmaßlichen Kidnapping. Die Coast Guard fing das Schiff mit einem Patrouillenboot ab, als es sich am Samstag knapp vier Seemeilen westlich der Insel Chios vorbei fuhr. Aktuelle AIS-Daten zeigen, dass der Tanker dort auf einem Ankerplatz liegt. Der Kapitän befindet sich in Untersuchungshaft. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen.

Was für eine irre Geschichte, die zeigt, wie skrupellos die Welt der Seefahrt auch heute noch sein kann.

 

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