Stefans Geschichten: die schottische Todesinsel Gruinard Island

In einer neuen Folge von Stefans Geschichten vom Meer geht es um Schottlands Todesinsel. Auf Gruinard Island, an der Westküste vor den Highlands gelegen, wurde einst mit Biowaffen experimentiert…

Auf Schottlands Todesinsel hat es gebrannt. Augenzeugen vom Festland beschreiben die Bilder einer Flammenwand auf Gruinard Island als „apokalyptisch“ und als ein „Höllenfeuer“. Der Verdacht liegt nahe, dass ein Großbrand dieser Ausdehnung kein Zufall ist. Vermutlich wurde er gelegt.

Gruinard Island ist die Todesinsel

Es ist ein neues Kapitel in der Gruselgeschichte von Gruinard Island, der „Anthrax Insel“ oder „Todesinsel“, wie sie genannt wird. Mit gutem Grund: 1942 startete das britische Militär hier die streng geheime „Operation Vegetarian“. Der Weltkrieg wütete, Hitlers Truppen waren überall auf dem Vormarsch, und britische Wissenschaftler experimentierten in der Einsamkeit der schottischen Highlands mit Biowaffen.

Schottische Idylle. Die nächstgelegene Siedlung von Gruinard Island ist Ullapool. Foto: Adobe

 

Auf Gruinard Island, einem keine zwei Quadratkilometer kleinen Inselchen vor einem der menschenleersten Abschnitte der Nordwestküste, fanden sie den scheinbar idealen Ort für ihre Versuche. Sie setzten 60 Schafe auf dem seit Jahrzehnten unbewohnten Eiland aus und zündeten eine Bombe mit Milzbranderregern. Anthrax, ein gefürchtetes Bakterium, das selbst bei Behandlung fast immer tötet. Nach drei Tagen waren die Tiere elendig verendet.

Schafe verendeten qualvoll

Doch noch schlimmer: der Boden von Gruinard Island war verseucht. Im Bericht der Forscher ist davon die Rede, dass man Städte für Jahrzehnte unbewohnbar machen könne. 100 Kilo Anthrax reichten demnach aus, um eine Stadt mit drei Millionen Einwohnern auszulöschen. Die Insel wurde zum Sperrgebiet erklärt. Betreten: tödlich.

In den 1960er enthüllten Journalisten der BBC, was sich hier während des Zweiten Weltkriegs zugetragen hatte. Ein Aufschrei ging durchs Land. Jahrzehnt um Jahrzehnt verstrich. Niemand durfte Gruinard Island betreten. 1986 zahlte die britische Regierung dann einem Unternehmen viel Geld, um Gruinard Island zu dekontaminieren, mit Unmengen Formaldehyd und Meereswasser. Erneut setzte man Testschafe aus. Sie grasten friedlich und fielen nicht tot um.

Gruselgeschichte geht weiter

Nach insgesamt 48 Jahren strenger Quarantäne gab man die Insel wieder frei und überschrieb sie den Erben der einstigen Besitzer. Doch der Fluch der Todesinsel blieb haften. Kaum ein Einheimischer wagte sich in die Nähe, nicht mal von der Wasserseite. Manche Wissenschaftler fürchten, dass Reste der resilienten Anthrax-Bakterien überlebt haben könnten. Bis heute zieht die Insel nur „Dark Tourists“ an, also Reisende, die ein Faible für düstere Orte pflegen.

Hat es deshalb nun gebrannt? Wollte jemand sicherstellen, dass wirklich nichts auf dieser Insel überlebt?

Die Gruselgeschichte geht jedenfalls weiter.

 

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Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag. Vorher war er Polizeireporter für die Chicago Tribune und arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie max, Stern und GQ von Uganda bis Grönland. Gerade erschien sein neues Buch: „Muss das Boot abkönnen“.

 

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