Stefans Geschichten vom Meer: die Krabbenfischer und der Tod
Die Krabbenfischer und der Tod. In Stefans Geschichte vom Meer, die jedes Wochenende auch in der Hamburger Morgenpost erscheint, geht es diesmal um einen der gefährlichsten Berufe der Welt. In der Silvesternacht ist wieder ein Boot von Krabbenfischern vor Alaska gesunken.
Hoffentlich mussten die Krabbenfischer nicht lange leiden, auf einer Rettungsinsel, mitten auf der Beringsee. Für fünf Fischer, die vermisst wurden, seit das Fangschiff „Scandies Rose“ in der Silvesternacht 170 Seemeilen südwestlich von Kodiak Island sank, gibt es keine Hoffnung mehr. Die Coast Guard hat die Suche im Sturm abgebrochen.
Zwei Überlebende konnten von einer Hubschrauberbesatzung aufgewinscht werden. Sie trieben bei sechs Meter hohen Wellen auf einem Liferaft. Bei den extremen Bedingungen vor Alaska gibt es ein Zeitfenster von maximal zwölf Stunden für eine Rettung. Aber nur im Idealfall, wenn die Schiffbrüchigen einen Überlebensanzug tragen. Die Überlebenden der „Scandies Rose“ konnten bislang keine Angaben darüber machen, warum ihr Schiff so schnell sank.
Krabbenfischer leben gefährlich
Krabbenfischer auf der Beringsee haben einen der gefährlichsten Berufe der Welt. Nach einer US-Statistik über tödliche Arbeitsfälle liegen die Krabbenfischer von Alaska auf dem ersten Platz, noch vor den Holzfällern. 179 Fischer ertranken zwischen 2000 und 2014, 66 Boote sanken vor Alaska. Die Bedingungen auf der Beringsee sind mörderisch: Stürme ziehen schnell von der Polarregion auf uns schieben auf der vergleichsweise flache Beringsee gewaltige Wellen auf.
Was sich auf der Beringsee abspielt, verfolgen Millionen Fernsehzuschauer, seit der „Discovery Channel“ die Arbeit in der Serie „Deadliest Catch“ dokumentiert (bei uns zeigt sie der Sender DMAX). Weltweit schauen Fans zu, wenn die Männer mit Wellen, Eis, Erschöpfung und Schlafmangel kämpfen. Mehrere Kameras sind auf den Fangschiffen installiert, und zwei Kameraleute sind immer dabei. „Es ist die wahrhaftigste Serie der Welt“, erklärte die „New York Times“ den Erfolg der Serie, die aus manchen Kapitänen Stars machte. „Es geht immer um alles. Um Leben und Tod.“
Wir von Ankerherz haben drei Bücher über die Krabbenfischer von Alaska verlegt, unter anderem den Band „Northwestern“ über die Brüder Hansen. Bei der Arbeit daran freundete ich mich mit Cameron Glendenning an, ein Kameramann und Regisseur aus L.A., der viele Staffeln lang an Bord der Fangschiffe arbeitete. „Als ich das erste Mal aus Dutch Harbour auslief, rief ich meine Eltern und meine Frau an“, erinnert er sich, „das Wetter war so schlecht, dass ich glaubte: Wir schaffen es niemals zurück. Ich wollte mich verabschieden.“
So ist das in Alaska
Für seinen Mut und die ungeschönte Art, mit der er den Alltag der Fischer zeigte, bekam Cameron mehrere Emmys, den „Fernseh-Oscar“. Für sein Leben lernte er viel mehr, sagte er mir: Respekt vor harter Arbeit, Achtung vor der Kameradschaft an Bord. Und einen Sinn für Härte. Einmal schlug er einem Fischer, der ihn mobbte, ins Gesicht. „Er nahm es mir nicht übel. So ist das in Alaska“, sagt Cameron.
Im Hafen von Homer gibt es eine Gedenkstätte für Fischer, die auf See geblieben sind. Fünf Namen werden nun hinzugefügt werden müssen.
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