Stefans Geschichten vom Meer: Helden der Peking

Die Helden der Peking. Jede Woche schreibt Ankerherz Verlagsleiter Stefan Kruecken eine Geschichte vom Meer, die auch in der Hamburger Morgenpost erscheint. In dieser Folge geht es um einen kleinen Verein von echten Hanseaten, die den „Hamborger Veermaster“ nach Hause brachten…

Zwischen den schlechten Nachrichten dieser Wochen, zwischen Corona und Trump, gibt es ein Ereignis, auf das ich mich freue. Ich bin gespannt wie ein kleiner Junge, der Weihnachten entgegenfiebert. Die Rückkehr der Viermastbark „Peking“ in ihren Heimathafen ist ein Feiertag. Nicht nur für Hamburg, sondern überhaupt für jeden, der ein Herz für die See hat.

Die Bilder, wie der „Flying-P-Liner“ (so wurden die Schiffe der Hamburger Reederei wegen ihrer schnellen Reisen genannt) die Elbe hinauf kommt, sie gehen um die Welt Hamburg erhält ein neues Wahrzeichen mit vier Masten. Was ich so besonders an der Geschichte finde, ist nicht nur die Schönheit des Großseglers, der jahrelang in der Peters-Werft instandgesetzt wurde. Es ist die Rettung selbst. Dass die „Peking“ nach Hause zurückkehrt, ist das Verdienst einiger weniger Männer und Frauen.

Die Peking kommt nach Hamburg zurück. Foto: Ankerherz

 

Die Helden der Peking

Was der Verein „Freunde der Viermastbark Peking e.V.“ mit dem Vorsitzenden Mathias Kahl (Foto oben) in den vergangenen Jahren geleistet hat, verdient die Bezeichnung „grandios“. Ohne diesen kleinen Verein, der 391 Mitglieder zählt, wäre die „Peking“ heute ein Haufen Schrott im Hafen von New York, vermutlich aber längst durch den Hochofen gegangen. Es brauchte keine Behörden, keine Denkmalämter und andere staatlichen Stellen, um die „Peking“ zurück nach Hamburg zu holen. Es war das Engagement dieser Hanseaten mit Herz und Verstand.

Wie so oft beginnt eine große Geschichte mit einem Zufall. Der Anwalt Henning Schwarzkopf ist an Bord der Yacht „Snow Lion“, mit der Larry Huntington, Präsident des New Yorker Segelclubs, auf einer Nordatlantik-Regatta nach Hamburg hinein segelt. Auf Höhe der Landungsbrücken sieht Huntington die „Rickmer Rickmers“ und sagt: „In New York haben wir auch ein solches Schiff. Das wollen wir aber loswerden.“ Seit Jahrzehnten gammelt die „Peking“ in Manhattan bereits vor sich hin.

„Wie, loswerden?“, denkt Schwarzkopf. Eine Hamburger Delegation fliegt nach New York, um mit dem Eigentümer, einem Museum, zu verhandeln. Wie es Schwarzkopf, Reinhard Wolf, Mathias Kahl und Joachim Kaiser von der Stiftung „Hamburg maritim“ in den nächsten Jahren gelingt, das Projekt voranzutreiben, ist ein Beispiel für feinstes Bürger-Engagement. Sie betreiben geschickte Lobby-Arbeit, sie überzeugen im richtigen Moment die richtigen Leuten, sie kümmern sich um die Arbeiten und das ganze Drumherum, auch in den Details. Und sie lassen nicht nach, wenn es mal schwierig wird.

Spaziergang mit dem Vater

Mathias Kahl, seit 2015 Vorsitzender der „Freunde der Viermastbark Peking“, hat eine besondere Beziehung zum legendären Schiff. Sein Vater segelte unter Kapitän Jürs auf der „Peking“ um Kap Hoorn, um das berüchtigte Kap der Stürme. Kahl erinnert sich an einen Spaziergang am Elbufer, im Juni 1957, als sie am Elbstrand von Övelgönne der „Pamir“ hinterherschauten. Sie unterhielten sich über den Traum, einmal auf der „Peking“ zu segeln.

Segeln wird die „Peking“ natürlich nicht nach Hamburg. Die anspruchsvolle Aufgabe, das Schiff in den Hansahafen zu ziehen, übernehmen Schlepper. Kahl nennt es, entgegen seiner ansonsten eher nordisch gelassenen Art, ein „kolossales Ereignis“ und „emotionales Hochgefühl“.

Was die Mitstreiter des Vereins auf der Elbe empfinden mögen? Sie sind für mich die „Helden der Peking“.

Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag. Vorher war er Polizeireporter für die Chicago Tribune und arbeitete als Reporter für Magazine wie max, Stern und Tagesspiegel von Uganda bis Grönland. Er schrieb die Biographie des letzten deutschen Kap Hoorniers Kapitän Hans-Peter Jürgens („Sturmkap“).

 

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