Stefans Geschichten vom Meer: Seemannsgarn und böse Lügen
Um Seemannsgarn und böse Lügen geht es in dieser Folge von Stefans Geschichten vom Meer.
Früher hockten die Seeleute an Deck der Segelschiffe zusammen und nutzten altes Tauwerk, um damit Leinen und Trossen zu umwickeln. Eine langweilige Arbeit, bei der sich die Männer Geschichten erzählten. Eine Art Netzfix, lange vor Netflix.
Seemannsgarn spinnen – das blieb
Die Epoche der Segelschiffe ging zu Ende, weil die Schiffe zuverlässiger mit Dampf fuhren – doch der Ausdruck „Seemannsgarn spinnen“ blieb. Berichte zwischen Realität und Fantasie, von Seeungeheuern, dem Bermudadreieck oder Monsterwellen kursierten an Bord und in Hafenkneipen. Heute weiß man, dass manches Seemannsgarn sogar einen Funken Wahrheit beinhaltete, weil sich Seeleute gewisse Phänomene nicht erklären konnten.
"Wir haben die Ukraine nicht angegriffen", sagt #Lawrow, der als Außenminister verkleidete Mr. Ed.
Vielleicht sollte man ihn gar nicht vor ein Kriegsverbrechertribunal stellen, sondern gleich in die Klapse einweisen.#Realitaetsverweigerung #WarCrimes #ukraine— Ankerherz Verlag (@AnkerherzVerlag) March 10, 2022
„Seemannsgarn zu spinnen“ bedeutet aber, eine unschuldige Übertreibung zu erzählen, eine amüsante Lüge, die auch als solche nicht ganz ernst genommen wird. Und da sind wir beim Thema: dem Zeitalter der bösartigen Lügen.
Putins bösartige Lügen
Der russische Außenminister Lawrow behauptet tatsächlich, dass Russland die Ukraine nicht angegriffen habe. Während das Bruderland brennt und Millionen auf der Flucht vor Mord und Zerstörung sind. Während seine Truppen Jagd auf Zivilisten machen.
Das bombardierte Kinderkrankenhaus in Mariupol: alles Fake. Die Verletzten und Toten: Schauspieler. Der ukrainische Präsident, ein Jude, dessen Opa im Krieg gegen Hitler kämpfte und dessen Angehörige im Holocaust ermordet wurden: ein „Nazi“. Man möchte schreien vor Wut, wenn man diese Lügen liest, in ihrer nackten Arroganz.
Eine Welt wie in einem Roman von Orwell
George Orwells Roman „1984“ wird gerne bemüht in diesen Tagen, denn tatsächlich: Zum „Wahrheitsministerium“, in dem die Realität der Propaganda der Partei angeglichen wird, fehlt nicht mehr viel. Was es den Lügnern in „2022“ noch leichter macht, sind willige Helfer wie die Putin-Barbie der Linken oder die Pseudo-Patrioten der AfD. Das sind Figuren wie Aluhut-Xaver, manch hirnverbrannter Ex-Fußballprofi und eine Armee aus Wohlverstandverwahrlosten in den Sozialen Medien.
Es gibt keinen Krieg in der Ukraine, sondern Friedenstruppen auf Sondermission. Die Präsidentschaftswahl in den USA wurde Trump gestohlen. Die Klimakrise ist nur Wetter. Das Corona-Virus: echt jetzt? Geheimnisvolle Eliten haben übernommen, und sie trinken Kinderblut. Die Welt ist übrigens eine Scheibe, und wer was anderes behauptet, ein Systemling.
Lügen gegen die Demokratie
Das ist kein Seemannsgarn, sondern abgrundtief böse. Jede dieser Lügen trägt dazu bei, die Wirklichkeit zu verschieben und Zweifel zu sähen. Wenn nichts mehr scheint, wie es ist, dann kann alles möglich sein? Dann ist Nacht der Tag und Putin ein lupenreiner Demokrat. So kann keine freiheitliche Gesellschaft funktionieren, und genau das ist, worum es Putin, Trump und all den Wagenknechten geht.
Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet den Ankerherz Verlag. Vorher war er Polizeireporter für die Chicago Tribune und arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie max, Stern und GQ von Uganda bis Grönland. Zuletzt erschien das Buch „Überleben im Sturm“ über die Retter der RNLI.
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