Stefans Geschichten: Wie ein italienischer Mafia-Killer nach Sylt kam

Wie der italienischer Mafia-Killer nach Sylt kam. In Stefans Geschichte vom Meer geht es in der aktuellen Folge um einen Verbrecher, dessen Verhaftung die Insel in Atem hielt.

Der Mafia-Killer war als ein Mann der sanften Hände bekannt und wurde besonders von der weiblichen Kundschaft gerne gebucht. Als Masseur in einem Luxushotel auf Sylt, drei Sterne unter Reet im Landhausstil. Bis letzte Woche sorgte „Alessio“, wie er sich nannte, unter anderem für entspannte Nackenmuskulatur. Dann schlug ein Sondereinsatzkommando des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein zu.

Der Mafia-Killer aud Sylt

Gibt es ein besseres Versteck als eine Insel in der Nordsee? Keitum, ein Inseldorf, wo großmotorisierte Autos vor einigen der teuersten Kapitänshäuser Deutschlands parken und Möwen über makellos manikürte Vorgärten segeln. Monatelang hatte sich Valerio Salvatore C., Mitte 40, hier versteckt.

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Warum es möglich war, dass ein Mafia-Killer der kalabrischen „Ndrangheta Scofano-Martella-La Rosa“ so leicht entkommen konnte, ist auch eine spannende Frage. „Lebenslang“ für den Mord an einem Bauunternehmer, so hatte das Gericht geurteilt. Wie er in den Norden reiste, das erzählte er auf der Homepage seines Arbeitgebers: mit dem Fahrrad über die Schweiz. Besonders in den Alpen habe er „sich so richtig auspowern“ können, schrieb er.

Die Tarnung? Eher unklug

Eher unklug war es für die Tarnung aber anscheinend, Fotos im Netz zeigen zu lassen und dabei auch auffällige Tattoos auf den Armen nicht zu verdecken. Immerhin wurde nach Valerio Salvatore C. europaweit mit einem Haftbefehl gesucht. Der Tipp, der zur Verhaftung führte, kam aus Italien, meldet das Landeskriminalamt. Angeblich war es der dortigen Polizei gelungen, Textnachrichten mitzulesen.

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Die Geschichte, die Valerio Salvatore C. auf der Insel erzählte und die man ihm glaubte, klang plausibel. Das eigene Fitness-Studio: nach Corona pleite. Die Zeit in der Mafia dichtete er zum Dienst in der italienischen Armee um, inklusive einer Friedensmission im Nahen Osten, auch sowas macht sich gut im Lebenslauf.

Ein Mafia-Killer aus Masseur

Erst fand er einen Job als Rettungsschwimmer in einem Freizeitbad, dann wachte er für die DLRG am Strand. Und schließlich kam er als Masseur im Luxushotel unter, das den Begriff „privat“ im Werbeslogan führt. Das reichte ihm, um im Alltag in einem Wohnwagen am Rande von Wenningstedt klar zu kommen. Wie die BILD-Zeitung berichtet, soll ihm vor Kurzem ein Millionär angeboten haben, ein Fitness-Studio in Westerland zu leiten.

Aus noch mehr Wellness auf Sylt, daraus wird nix. In einem Knast in Schleswig-Holstein wartet Valerio Salvatore C., wie es mit ihm weitergeht. Die Generalstaatsanwaltschaft prüft den Auslieferungsantrag der italienischen Justiz.

 

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Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag. Vorher war er Polizeireporter für die Chicago Tribune und arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie max, Stern und GQ von Uganda bis Grönland. Gerade erschien sein neues Buch: „Muss das Boot abkönnen“.

 

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