Stress für die Seenotretter: 20 Einsätze an einem Sonntag

Das war ein Sonntag mit Stress: Zu gleich 20 Einsätzen mussten die Seenotretter hinaus aufs Meer. Segler in Nöten und der Maschinenausfall einer Inselfähre beschäftigten sie besonders. Hier die drei wichtigsten Ereignisse.

Orth auf Fehmarn, Ostsee. Gegen 10.30 Uhr informierte die Crew einer Segelyacht die Seenotretter über eine gekenterte Jolle. Sie trieb in der Orther Bucht südlich der Insel Fehmarn. Vier Menschen saßen auf dem Rumpf des Havaristen.

Noch bevor Rettungseinheiten der DGzRS den Unglücksort erreichen konnten, gelang es zwei kleinen Booten, jeweils zwei der Segler an Bord zu nehmen. Alle vier Schiffbrüchigen kamen mit dem Schrecken davon. Sie wurden in den Hafen von Orth auf Fehmarn gebracht.

Segler geht über Bord

Maasholm/Olpenitz. Auf Umwegen erfuhr die Seenotleitung Bremen der DGzRS gegen 11.50 Uhr von einem Segel, der vor Schleimünde über Bord gegangen war. Seine mitsegelnde Ehefrau hatte zuerst die dänische Polizei angerufen. Die genaue Positionsangabe des Unglücksortes? Unbekannt.

Die Seenotleitung sendete ein „Mayday Relay“ aus, um die Schifffahrt im Revier zu informieren. Crews der Seenotretter-Stationen Maasholm und Olpenitz begannen mit der Suche. Die Bedingungen: nordöstlichen Winden um sechs Beaufort, bis zu zwei Metern Seegang. Die Seenotretter fuhren nacheinander die einlaufenden Boote an, um die Crews zu befragen.

Mit schnellem Erfolg: Die dritte Yacht hatte den über Bord gegangenen Mann an Bord. Er benötigte keine medizinische Hilfe. Direkt dahinter trieb die Yacht mit der Ehefrau des Verunglückten. Ein Seenotretter setzte über, um ihr zu helfen. Die Crew eines Seenotrettungsbootes nahm die Yacht auf den Haken und schleppte sie in den Hafen.

Maschinenausfall vor Juist

Juist. Gegen 12.15 Uhr meldete sich die Inselfähre „Frisia XI“ bei den Seenotrettern. Sie hatte ihre Passagiere auf der Nordseeinsel Juist abgesetzt. Nun befand sie sich mit drei Besatzungsmitgliedern auf dem Weg nach Norderney. Problem: Kurz nach dem Verlassen des Juister Hafens war im Juister Wattfahrwasser die Maschine des gut 35 Meter langen Schiffes ausgefallen.

Mit dem Seenotrettungsboot „Hans Dittmer“ liefen die freiwilligen Seenotretter der Station Juist zum Havaristen. Die Seenotretter nahmen die „Frisia XI“ zunächst auf den Haken, um sie bei südöstlichen Winden um drei Beaufort und heftigen Regenschauern im engen Wattfahrwasser zu sichern.

In den Hafen schleppen konnte die „Hans Dittmer“ die wesentlich größere Fähre allerdings nicht alleine, weil der Havarist stark nach Steuerbord gierte (ausbrach). Wegen des Komplettausfalls der Elektrik ließen sich die in ungünstiger Position stehenden Ruderblätter nicht mehr bewegen.

Seenotretter im Stress

Die Crew der größeren, gut 57 Meter lange Fähre „Frisia IX“ bot ihre Hilfe an. Während sie die „Frisia XI“ in Schlepp nahm, stellten die Seenotretter über das Heck des Havaristen eine weitere Leinenverbindung her. „So haben wir verhindert, dass die Fähre beim Schleppen ausbrach“, erläutert Hauke Janssen-Visser, Vormann der Hans Dittmer. Der Schleppverband erreichte den Hafen von Juist. Die Reparatur der Fähre hat bereits begonnen.

 

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