Der Tag, an dem die Herald of Free Enterprise“ kenterte

Am 6. März 1987 sank die Fähre „Herald of Free Enterprise“ kurz nach dem Auslaufen aus dem Hafen von Zeebrügge in Belgien. Wir erinnern an eine Katastrophe, die 193 Menschen das Leben kostete.

Es war eine jener Nachrichten, die sich einbrannte ins Gedächtnis einer Generation. Nicht nur, weil die Katastrophe so viele Menschenleben kostete. Sondern auch deshalb, weil die Umstände so vertraut waren: Mit der Fähre schnell über den Ärmelkanal fahren – von Dover nach Calais oder Ostende nach – das war in den 1980er Jahren eine beliebte Routine. Bis zum 6. März 1987, als die englische Fähre „Herald of Free Enterprise“ kurz nach dem Auslaufen im belgischen Zeebrügge kenterte.

193 Menschen verloren ihr Leben. Sie ertranken oder erfroren im kalten Wasser der Nordsee. Ob alle Opfer gefunden wurden, ist bis heute nicht geklärt. Das Unglück der „Herald of Free Enterprise“ gilt als das schlimmste britische Unglück auf See, seit die „Titanic“ sank.

Rabattaktion für die „Herald of Free Enterprise“

Viele Passagiere waren an diesem Tag an Bord, weil sie an der Rabattaktion einer großen Boulevardzeitung teilnahmen. Nur ein Pfund kostete die Überfahrt nach Belgien. Wie so oft führt eine Kette tragischer Fehler in die Katastrophe. Um Zeit zu sparen – das Schiff hatte leichte Verspätung – lief die Autofähre mit geöffneten Bugklappen aus. Ein Vorgang, den der leitende Bootsmann kontrollieren musste. Doch er verließ um kurz nach 19 Uhr seinen Posten, um vorschriftsgemäß auf die Brücke zu eilen. Der Untersuchungsbericht hält fest: Wäre er drei Minuten länger auf seinem Posten geblieben, hätte es das Unglück nicht gegeben.

Herald of Free Enterprise. Foto: Wikipedia // Archiv

 

Die Verantwortung lasteten die Experten dem englischen Kapitän David Lewry an, der die Entscheidung traf, mit geöffneten Bugklappen auf See zu gehen. So konnte innerhalb kürzester Zeit viel Wasser einströmen. Die „Herald of Free Enterprise“ kenterte innerhalb von nur zwei Minuten.

Ein Hamburger Kapitän wird zum Retter

Ein Hamburger Kapitän wurde zum Retter: Wolfgang Schröder war mit seinem Schiff als einer der ersten vor Ort und konnte viele Leben retten. Vom belgischen König bekam er dafür ein Medaille und von der britischen Premierministerin Margaret Thatcher ein Dankesschreiben. Dass 408 Menschen gerettet werden können, liegt auch an einem Zufall: Eine Sandbank verhinderte, dass das gekenterte Schiff vollständig sank.

Überall in Europa nahmen die Menschen Anteil. Britische Musiker um Paul McCartney, Boy George und Mark Knopfler veröffentlichten unter dem Namen Ferry Aid eine Cover-Version von „Let it be“, deren Erlös den Hinterbliebenen zugute kam.

Ihr Leben hat sich an diesem Tag für immer verändert.

Der Havarist sollte im Oktober 1987 zum Abwracken nach Taiwan geschleppt werden. Doch in einem Sturm in der Biskaya, nördlich von A Coruña, brachen die Stahltrossen, mit denen die „Herald of Free Enterprise“ abgeschleppt wurde. Tagelang trieb das Unglücksschiff führerlos in der See.

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