Untergang „No.5 Elbe“: Ignorierte der Kapitän Funkwarnungen?

Die Kollision des historischen Lotsenschoners „No.5 Elbe“ mit einem Containerfrachter auf der Elbe bei Hamburg hätte leicht zu einer Katastrophe führen können. Nun werden Vorwürfe gegen den 82 Jahre alten Kapitän des Schoners laut.

Nach Informationen des „Hamburger Abendblatts“ soll er Warnungen per Funk ignoriert haben. Mehrfach sei er demnach von einem vorausfahrenden Schiff auf die Gefahr einer Kollision hingewiesen worden. Die Hamburger Polizei bestätigte, dass zu klären sei, ob der Mann auf Funkansprache reagierte. Dass das historische Schiff über seine Funkanlage verfügt, ist klar: Der Schiffsführer setzte nach der Kollision ein „Mayday“ ab.

Ignorierte der Kapitän eine Warnung?

Um 14.30 Uhr am Pfingstsamstag war es zum Zusammenstoß des frisch restaurierten Schiffs mit dem 141 Meter langen Containerfrachter „Astrosprinter“ im nördlichen Fahrwasser gekommen. Die Untersuchungen, wie es zum Unfall kommen konnte, laufen noch. „In jedem Fall hat der durchgehende Schiffsverkehr Vorrang und etwaige Segelmanöver sind vorausschauend durchzuführen, um ihn nicht zu gefährden“, sagte ein Polizeisprecher dem „Abendblatt“.

Der historische Lotsenschoner Elbe 5 ist nach einer Kollision auf der Elbe gesunken. Foto: Stiftung Hamburg Maritim

 

Dass das Unglück kein weitaus schlimmeres Ende nahm, ist einem Zufall zu verdanken. „Wir waren mit einem Löschzug und zwei Feuerwehrbooten wegen eines anderen Einsatzes gerade in unmittelbarer Nähe“, sagte Stefan Braun (59), Kreispressewart der Feuerwehr Stade, der „Hamburger Morgenpost„. „Wären wir nicht so dicht dran gewesen, hätte das Unglück katastrophale Folgen gehabt“.

Kann „No.5 Elbe“ gerettet werden?

Acht Passagiere waren verletzt worden, zwei von ihnen schwer. Das Traditionsschiff, das nach einer aufwändigen und teuren Restaurierung erst seit wenigen Tagen wieder in Hamburg ist, sank im Uferbereich der Schwinge, einem Nebenfluss der Elbe. Ob es geborgen und gerettet werden kann, ist unklar. Die Masten ragen aus dem Wasser, ein deprimierender Anblick. Für Freunde historischer Schiffe wäre es ein immenser Verlust, falls es die letzte Fahrt des Lotsenschoners gewesen sein sollte. Seit Jahren kümmert sich die Stiftung Hamburg Maritim und eine Crew aus Ehrenamtlern aufopferungsvoll um das alte Schiff.

„Mit großer Betroffenheit bedauern wir den Zusammenstoß und fühlen sehr mit den Passagieren und Mitgliedern der Schiffsbesatzung, die zu Schaden gekommen sind“, teilte der Vorstand der Stiftung Hamburg Maritim am Pfingstsonntag in einer Stellungnahme mit. Ausdrücklich bedankte man sich bei den Rettungskräften für ihr rasches und beherztes Handeln.

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